Der Aston Martin DBS Superleggera, so die exakte Modellbezeichnung dieses hoch exklusiven Sportwagens, ist ein wahrer Verwandlungskünstler. Gerade noch schlurfst du untertourig durch eines der stillen Straßendörfer im niederösterreichischen Weinviertel. Ortsende! Plötzlich mutiert das sanfte Wesen zu einem brutalen, brüllenden Geschoß, das deine Ganze Aufmerksamkeit erfordert. 725 PS und 900 Nm gehen nicht spurlos an dir vorüber. Superleggera heißt übrigens ‘superleicht’. Böse Zungen behaupten, der Namenszusatz kommt daher, dass du super leicht ins nächste Radar tappst. Aber alles der Reihe nach…

Erster Eindruck – unvergesslich
Wohnst du in der österreichischen Osthälfte, dann wirst deinen neuen Aston voraussichtlich bei Aston Martin Wien erwerben – hervorragend betreut durch Stefan Ziegelbauer und seinem hoch motivierten Team. Den Moment, wenn dir – nach ausführlicher Beratung und Einschulung – endlich der Schlüssel deines nigelnagelneuen DBS in die Hand gedrückt wird. Du näherst dich langsam und ehrfürchtig diesem automobilen Kunstwerk – ein unvergessliches Erlebnis.




Totale Verschmelzung
Nach dem du die perfekten Proportionen des Aston Martin DBS gehuldigt hast, öffnest du die große Coupé-Türe und lässt dich langsam in den edlen Leder-Sportsitz gleiten. Der DBS will dich halten und nimmer loslassen. Die Verschmelzung nimmt ihren Lauf. Du bist umgeben von ‘echten’ Materialien. Leder, Metall und ganz wenig Kunststoff – rundum meisterhaft verarbeitet.




Im Cockpit angelangt
Das Rauhleder-Lenkrad ist griffig und die Schaltpaddles aus kühlem Metall – das willst du nicht mehr loslassen. Mit der vielfältigen Sitzverstellung ist die passende Sitzposition rasch gefunden. Die Armaturen mit den wesentlichen Informationen liegen gut im zentralen Blickfeld. Die Bedienung der wichtigsten Funktionen erledigst du mittels drehen und drücken auf den Lenkrad-Tasten. Aston Martin-like die beiden Taster am Lenkrad, mit denen du links das Fahrwerk und rechts die Antriebs-Charakteristik (jeweils dreistufig – Sport, Sport+ und Track) deinem aktuellen Bedürfnis anpassen kannst.




Los geht’s
Die Spannung steigt. Andächtig drückst du den mittig unter den Lüftungsdüsen platzierten Start/Stop-Knopf. Der Starter reißt den 12er an – der brüllt kurz auf und fällt in ruhiges Leerlauf-Gebrabbel. Die Fahrstufenwahl übernimmt beim DBS eine Knopferl-Galerie statt eines Wählhebels. ‘D’ für ‘Drive’ gedrückt und ein kleiner Ruck geht durchs Auto. Vorsichtig Gas geben und langsam vom Aston Martin Wien-Gelände davon gerollt. Die ersten Meter lassen erkennen – der Sportwagen lässt sich ganz easy bewegen. Absolut alltagstauglich. Keine Allüren. Ok, die Rundumsicht eines SUVs á la Aston Martin DBX oder ähnlichem kann deutlich mehr. Der – bei einem Sportgerät dieses Kalibers essentielle – Blick nach vorne bleibt jedoch ungetrübt.
Eine Art von Komfort
Das Fahrwerk gibt sich im ‘Normal’-Modus erstaunlich komfortabel. Vor allem bei lockerer Fahrt über Land oder auf dem Highway. Cruisen in 30er- oder 50er-Zonen sind nicht die Vorzeige Disziplin dieses Fahrzeugs – da kommen kurze Stöße schon mal trocken durch.




Wo fühlt sich ein DBS Superleggera am wohlsten? Ja! Leere kurvige Autobahnen – vorzugsweise in Deutschland ohne Speedlimit. Da saugt er sich förmlich an den Asphalt und schlürft elegant Km für Km unter sich durch. Sehr schnelles, sportlich gefahrenes Reisetempo. Zu zweit mit knappem Gepäck in opulent, luxuriösem Ambiente von ‘A’ nach ‘B’. Da willst du nicht mehr raus aus dem Aston, wenn du in ‘B’ angekommen bist. Du willst gleich weiter nach ‘C’, ‘D’, ‘E’,…
Startflagge ‚Ortsende-Tafel‘
Wo beeindruckt dieser Kraftlackl am meisten? Dann, wenn die Startflagge in Form einer Ortsende-Tafel fällt und vor dir – beispielsweise – die unendlichen Weiten des österreichischen Wein- oder Waldviertels liegen. Eine Abfolge von Sprint-Geraden, verbunden durch Kurven, die sich an die sanften Hügel der Landschaft schmiegen warten nur darauf, von euch (dem DBS und DIR) gebügelt zu werden.




Angst und Faszination
Also… was dann abgeht, wenn du das Gaspedal forsch gen Fahrzeugboden drückst ist… WOOOOW!!! Wie äußerte sich diesbezüglich der legendäre Joe ‘Giuseppe’ Black zu diesem Ereignis: “Du! Das Auto macht mir jetzt ein bisserl Angst!”. Hohes Verantwortungsbewusstsein vorausgesetzt und ohne Spielereien, wie ‘Ausschalten des ESP’ ist der Umgang mit dem DBS gefahrlos. In unbedachten Händen, kann dieses Auto zur gefährlichen Waffe werden. In jedem Fall ist FASZINATION groß geschrieben!




Enorme Kraft
Nicht die schieren Fahrleistungen, sondern die Art und Weise der Kraftentfaltung, gepaart mit dem Kreischen des Bi-Turbo 12-Enders faszinieren. 0-100 Km/h in 3,4 Sekunden und eine Top-Speed von 340 Km/h sind enorm, bringen das Erlebnis jedoch nicht auf den Punkt.
Geprägt durch das irrwitzige Drehmoment von 900 Nm (ab 1.800 U/Min) fühlst du dich wie in einer soeben abgefeuerten Kanonenkugel aus einer der 100 Kanonen der ‘Victory’ im 18.Jahrhundert. Trotz breitester Bereifung und exquisitem Fahrwerk hat die Elektronik alle Hände voll zu tun, um den Aston in der Spur zu halten. Du wirst sehr bald feststellen: gefühlvolles, sensibles Gas Geben bedeutet mehr Vortrieb als der feste Draufhatscher. Dann fühlt sich die Elektronik bemüßigt maßregelnd einzugreifen.




Im Grenzbereich
Ein weiteres Phänomen: das Fahrwerk im winkligen Geläuf. Schier endlos scheinender mechanischer Grip ermöglicht ungeahnte G-Kräfte. Eine Bitte… NEIN, ein Befehl: versuche NIEMALS auf öffentlichen Straßen den Grenzbereich eines DBS zu erkunden! Der liegt so weit weg (ich vermute hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen), dass er im gesetzlichen Rahmen nicht zu erreichen ist.
Eh selbstverständlich, trotzdem erwähnenswert: die Karbon-Keramik-Bremsen packen dermaßen kräftig zu, dass du darauf achten musst, dass deine Augäpfel nicht die Flucht nach vorne antreten. Bremsfading kennen diese Energieumwandler nur vom Hörensagen.




Track Day? YESS!
Mein Tipp: diesen grandiosen Sportwagen am Limit und artgerecht zu bewegen ist ein Erlebnis. Suche diese Erfahrung am Besten bei einem ‘Track Day’ der von Aston Martin z.B. in Silverstone angeboten wird. Mehr Infos dazu findest du auf der Aston Martin Homepage oder du wendest dich vertrauensvoll an das Team von Aston Martin Wien.




Noch mehr Eindrücke
Meine Eindrücke von den Testfahrten rund um den Nürburgring findest du übrigens in meinem Bericht ‘Aston Martin am Nürburgring – Weekend als Testfahrer’ – nicht nur die mit dem DBS sondern auch mit DBX, Vantage und DB11.




Kritik? Echt?
Eine Kritik muss ich anbringen. Nein, nicht dass sich ein Erwachsener auf den hinteren Sitzen leicht beengt fühlen könnte oder dass ich mein Carbon-Rennrad im Kofferraum nicht unterbringen kann. Nein, ganz banal… die Bedienung von Infotainment und Klimasystem. Leute! Das ist nicht State-of-the-art! Relativ kleiner Touchscreen, ein Touch-Slider als Lautstärkeregler unten in der Mittelkonsole, ein fummeliges Touchpad plus Dreh-/Drück-Rad… Das hat enorm viel Luft nach oben. Zur Ehrenrettung sei erwähnt, dass das bei einer solchen Fahrmaschine eh nicht Top-Priorität hat.




Eines der geilsten Features (zugegeben, auch ziemlich sinnlos) ist die elektrisch öffnende/schließende Abdeckung des Faches unter der Mittelarmlehne.
Kosten gibt’s auch
Also gut. Dann noch einige Worte zur Wirtschaftlichkeit. Beim Verbrauch kannst du bis auf 10 l/100 Km runter kommen. Aber wen interessiert sowas? Klar: 25 l/100 Km sind auch möglich. Na und?
Der Preis? Der Einstieg in die Welt des DBS startet bei nicht einmal EUR 400.000,-. Mit ein paar Individualisierungen – du willst doch keinen DBS in Basis-Ausstattung – bist du schon mal rund um die halbe Mio. Eigentlich preiswert! Ja, der DBS Superleggera ist seinen Preis allemal wert. Und wenn du nun anfängst zu rechnen, ob du dir so einen leisten kannst oder nicht, dann vergiss ihn gleich wieder. Die ca. 500 tEuronen, die du dann weniger am Konto hast, sollten dich nicht stören. DANN bist du beim DBS goldrichtig.




Aston Martin DBS – ein Hingucker
Neben ausgedehnten Testfahrten durfte der DBS die Herzen vieler Menschen erfreuen. Als eines der Highlights beim Club-Stand des Jaguar Daimler Owners Sports & Touring Car Club (www.jdost.at) bei den Vienna Classic Days 2021 repräsentierte der Aston Martin DBS Superleggera den modernen britischen High-Performance-Sportwagen.




Er fühlte sich sichtlich wohl neben dem Jaguar E-Type Serie 1, von dem Enzo Ferrari damals behauptete, er sei das schönste Auto der Welt. Danke an das Team von Aston Martin Wien für die Unterstützung mit dem wunderbaren Fahrzeug.




Fazit des Redakteurs
Dieses Auto fasziniert mich durch sein schlüssiges Design, die erstklassige Verarbeitungsqualität und die famosen Fahreigenschaften. Die gewaltige Spreizung zwischen ruhigem, kuscheligem Dahingleiten und brutalen, bösartigen Gebärden ist beeindruckend bis beängstigend. Vielleicht ist der Aston Martin DBS Superleggera nicht der allerbeste Sportwagen – auf jeden Fall ist er eines der beeindruckendsten Autos in diesem Segment.




Daten & Fakten des Testfahrzeuges
- Fahrzeug: Aston Martin DBS Superleggera
- Motor: V12-Zylinder Benziner Twin-Turbo als Front-Mittelmotor
- Hubraum: 5.204 ccm
- Leistung kW/PS: 533/725 Systemleistung bei 6.500 U/Min
- Drehmoment Nm: 900 zwischen 1.800 und 5.000 U/Min
- Kraftübertragung: 8-Gang Automatikgetriebe
- Antriebsart: Heckantrieb
- Beschleunigung 0-100 Km/h: 3,4 Sek.
- Höchstgeschwindigkeit: 340 Km/h
- Verbrauch: 13,51 l/100 Km (kombiniert)
- Testverbrauch: ca. 14 l/100 Km
- Länge: 471,2 cm
- Breite: 196,8/214,6 cm (mit/ohne eingeklappten Außenspiegeln)
- Höhe: 128 cm
- Radstand: 280,5 cm
- Wendekreis: 12,4 m
- Leergewicht: 1.945 Kg
- Reifen: 265/35 R 21 (vorne) und 305/30 R 21 (hinten) Pirelli P Zero
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Text und Fotos: Andreas Icha