* Eindrücke vom Tesla Model S 100D im Alltags-Test. Stop&Go in der City, heizen über kurvige Landstraßen und LongRange-Gleiten auf dem Highway. Was kann der Edel-Stromer und ist er eine echte Alternative zu den Fosilstoff-Verbrennern? Viele Fragen – einige Antworten und Denkanstöße.

Elektrisierender Erstkontakt mit dem Tesla
Die Spannung steigt! Einerseits bei mir, in freudiger Erwartung, erstmals einen der oftmals hochgelobten Tesla Model S in Empfang zu nehmen. Andererseits beim Model S, das noch Strom zuzelnd am Kabel hängt.




Die ausführliche, höchst professionelle Einführung im Tesla Service Center Wien beginnt hinten, nämlich am Heck des Autos. Es geht um die Energiezufuhr – etwas ungewohnt, im Vergleich zum „Zapfhahnrüssel in den Tank stecken“ bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Die Möglichkeiten sind rasch erläutert. Aufladen am Supercharger (Tesla Schnelllade-Systeme), am Destination Charger (Tesla Ladestationen bei Hotels, Restaurants, Einkaufszentren, etc.), an öffentlichen E-Tankstellen oder an einer herkömmlichen Steckdose. Viele Optionen, da es bislang noch nicht den Einen Standard-Anschluss gibt.




Tesla Model S 100D
Da steht es nun, das Model S. In der Variante 100D mit einer Batteriekapazität von 100 kWh.




Das reicht (nach NEFZ-Standard) für eine Distanz von 632 Km (Wien – Bregenz). In der Praxis wird am Weg nach Bregenz im bayerischen Landsberg am Lech nach ca. 500 Km Schluss sein. Soll die Batterie nicht bis auf das letzte Elektron ausgelutscht sein, werden einige Komfortverbraucher wie Klimaanlage oder Heizung genutzt oder der Tritt ins Kreuz bei 4,3 Sekunden von 0-100 dann und wann abgerufen… Dann bitte einen der Supercharger in Bernau am Chiemsee bemühen, gemütlich einen Kaffee schlürfen und die Fahrt nach Bregenz fortsetzen.




Elegante Coupé-Limousine
Der Tesla Model S zeigt ein elegant-sportliches Äußeres. Knappe fünf Meter Länge, fast 2,2 Meter Breite und eine Höhe von 1,43 Metern verteilen sich auf ein viertüriges Coupé.




Das stolze Gewicht von über 2,2 Tonnen sieht man ihm nicht an. Es ist den Akkus geschuldet, die im Fahrzeugboden verbaut sind – das ergibt einen tiefen Schwerpunkt. Von vorne betrachtet erkennen Fachleute die adaptiven LED-Scheinwerfer. Schauen gut aus und geben Sicherheit durch Kurvenlicht. Das Fernlicht blendet bei Gegenverkehr automatisch ab – das ist praktisch.




Hochmoderne Kommandozentrale
Nimmt man im Model S den Pilotensitz ein ist der hochauflösende 17-Zoll-Touchscreen in der Mittelkonsole nicht zu übersehen. Er ist die Kommandozentrale für die meisten Fahrzeugfunktionen: Raumklima, Radio, Internetbrowser, Navigationssystem, Verbrauchsanzeige, Handy-Verbindung, etc. Der Bildschirm kann als zweiteiliges Display genutzt werden. Das Kombiinstrument hinter dem Lenkrad ist ebenfalls konfigurierbar. Der rechte Lenkstockhebel fungiert als Automatik-Wählhebel. Das Interieur des Testwagens nennt sich ‚Beige Premium’ – was soviel bedeutet wie hellbeige Teppiche und Lederpolster, heller Dachhimmel und helles Eiche-Dekor.




Das Navi mit Google-Maps-Integration, Musik durch den Internet-Dienst Spotify und dauernde Internetverbindung für Software-Updates erstaunen mich – macht mir jedoch klar, dass dieser Tesla ein Computer ist, der auch ganz gut als Auto genutzt werden kann.




Smarte Fernüberwachung und -steuerung
Ergänzend kann eine Smartphone-App genutzt werden, die sowohl für iOS als auch für Android verfügbar ist. Sie zeigt auf einen Blick wichtige Informationen, wie Akku-Ladestand, Innenraumtemperatur und Standort des Autos an. Über die Ferne können Lüftung, Klimatisierung, Verriegelung, etc. über diese App gesteuert werden. Hoffentlich kommen die Hacker dieser Welt nicht auf dumme Gedanken!




Großzügige Platzverhältnisse
Auf den Vordersitzen sowie in der zweiten Reihe sitzt man vorzüglich. Die Platzverhältnisse laden zum längeren Verweilen auf Reisen ein.




Für das Gepäck stehen 900 Liter Laderaum zur Verfügung. Unter der Fronthaube (sag niemals Motorhaube zu ihr) tut sich ein zusätzlicher Hohlraum auf – gut für eine Reisetasche und Kleinzeugs.




Kraftvolle Drehstrom-Motore
So, nun kennen wir das Fahrzeug von außen und von innen. Macht es doch bis jetzt nur auf Stehzeug. Ja, auch ein Motor ist an Board. Was heißt einer? Zwei! Einer an der Vorder- und ein weiterer an der Hinterachse. Somit gibt es Allradantrieb für optimale Traktion. Die beiden Drehstrom-Motoren schaffen eine Spitzenleistung von 428 PS mit einem bärigen Drehmoment von 660 Nm – das kann bei Bedarf vom Stand weg abgerufen werden. Beim Top-Speed ist erst bei 250 Km/h Ende der imaginären Fahnenstange.




Ohne Strom kein Ton
Damit aus dem Stehzeug ein Fahrzeug werden kann braucht es Energie. Im hier vorliegenden Fall Strom, um genau zu sein. Auf der linken Seite integriert sich eine Klappe in die Rückleuchten-Einheit – diese verbirgt den Stecker zur Stromversorgung.




Einige Lade-Varianten wurden im Test unter die Lupe genommen. Der Tesla-Supercharger bei einer Tagesfahrt Wien-Linz-Wien, der Tesla-Destination-Charger bei einem Einkaufszentrum und im privaten Umfeld an der 380V- sowie an der 220V-Steckdose. Die Anzeige im Auto oder auf der Smartphone-App zeigt wunderbar an, wie viele Kilometer pro Stunde geladen werden. Der Supercharger schafft ca. 300-470 Km/h – das ist abhängig davon, wie leer/voll der Akku ist. Je leerer, desto schneller wird geladen. Der Destination-Charger erweiterte die Reichweite um ca. 70-80 km/h.




Traurig schaut die G’schicht am „normalen“ Netzstecker aus – da nuckelt er sich so ca. 8 km pro Stunde runter – das ist dann etwas realitätsfremd.
In Österreich sind zur Zeit 17 Supercharger und ca. 480 Destination Charger implementiert – schön über das gesamte Bundesgebiet verstreut.




Konzept „Elektroauto“
Das führt mich zum System-Konzept des Tesla, wie wohl das ebenso für andere Elektrofahrzeuge gilt, die auch für Langstreckenfahrten gedacht sind. Die Elektromobilität ist nach wie vor in einer Start-Phase. Das schlägt sich auch in der meist lückenhaften E-Tankstellen-Infrastruktur nieder. Daher ist es mehr als empfehlenswert, sich über die Energieversorgung und den Einsatzzweck eines Elektroautos VOR dem Kauf im Klaren zu sein. Wer daheim und/oder an der Arbeitsstätte die Möglichkeit hat, das Fahrzeug einige Stunden ans Stromnetz zu hängen, kann sich ein Tesla Model S als praxistaugliche Alternative überlegen. Für längere Distanzen kann in Österreich ein brauchbares Supercharger-Netz genutzt werden. Warum der Supercharger St.Pölten mitten in die City und nicht in unmittelbarer Autobahn-Nähe gepflanzt wurde entzieht sich meiner Kenntnis, ist jedoch alles andere als praktisch für Fernreisende.




Ist die Frage der Energiezufuhr geklärt, ist die Zeit gekommen, sich den freudigen Themen zu widmen. Wie fährt sich ein Model S im Alltag? Mit welchen Autos (mit herkömmlicher Motorisierung) ist er vergleichbar?
Genussvolles Stromen
Durch die Batterien, die im Wagenboden verbaut sind, ergibt sich ein sehr tiefer Schwerpunkt. Das Model S liegt satt auf der Straße. Das luftgefederte Fahrwerk vereint Sportlichkeit und Komfort sehr beeindruckend. Das Fünfmeter-Auto mit mehr als 2,2 Tonnen Leergewicht lässt sich vergleichsweise leichtfüßig über kurvige Landstraßen zirkeln.




Auf der Autobahn fühlt sich das Model S sehr wohl und in der Stadt stört die enorme Breite vor allem in Parkhäusern, die in erster Linie für 1er-Golfs konzipiert wurden. Im Stop&Go Stadtverkehr erfreut sich das Ohr am fehlenden (Verbrennungs-)Motor-Geräusch. Bei Geschwindigkeiten ab ca. 80 Km/h treten Abroll- und Windgeräusche immer mehr in den Vordergrund – da sind gut gedämmte Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor nicht lauter.
Auf Stromgeben folgt Bremsen
Das Bremsen ist beim Tesla eine spezielle Angelegenheit. Vor einer Kreuzung einfach vom „Gas“ gehen. Durch Rekuperation wird einerseits Geschwindigkeit abgebaut und andererseits Energie zurückgewonnen. Bei vorausschauender Fahrweise wird das Bremsen mit dem gleichnamigen Pedal so selten wie Mundl Sackbauer ohne Bier. Im Tesla Service Center wurde mir von einem Besitzer berichtet, dessen Model S nach 180.000 Km Bremsscheiben und –beläge wie die eines Neuwagens hatte.




Vergleichbare Mitbewerber?
Mit welchen Autos herkömmlicher Motorisierung ist dieser Tesla nun vergleichbar? Bei einem (Testwagen-)Preis von knapp EUR 120.000,-, einer Länge von ca. fünf Metern, einer Leistung von 428 PS und Allrad-Antrieb spielt das Model S in der Liga eines Audi A7, BMW 6er Gran Turismo, Mercedes CLS und Porsche Panamera (Audi A8, BMW 7er und Mercedes S-Klasse sind eine Spur länger und Jaguar XJ sowie Lexus LS sind mehr Limousine als 4-türiges Coupé).




Neben rein objektiven Vergleichswerten wie Preis, Fahrleistungen, Abmessungen, Verbrauch, Kosten, etc. spielt bei einem Autokauf – vor allem in diesem Preissegment – auch die Subjektivität eine große Rolle. Dazu zählen z.B. die Art und Weise der Kraftentfaltung, das geräuschlose Rollen im Stadtverkehr oder das Image eines E-Auto-Besitzers. Oftmals wichtig und kaufentscheidend sind Qualitäts-Anmutung, Verarbeitung, verwendete Materialen, Haptik,etc. Hier ist doch ein Abstand zu den anderen Premium-Marken fühl- und merkbar.
Autonomes Fahren
Ein wichtiges Feature im Tesla-Konzept ist das autonome Fahren. Diesbezügliche Erfahrungen konnten noch nicht gesammelt werden. Selbstverständlich ist das Testfahrzeug mit allen Hardware-Komponenten ausgestattet, um autonomes Fahren zu ermöglichen. Leider war die softwaremäßige Freischaltung zeitbedingt nicht möglich. Beim nächsten Test wird das der Schwerpunkt des Erfahrungsberichtes sein.




Fazit des Redakteurs
Der Tesla Model S ist ein höchst innovatives Elektroauto, das außerordentlich großen Spaß macht. Die Fahrleistungen sind enorm und das Fahren mit Elektroantrieb hat seinen Reiz. Optisch ist das Model S eine wunderschöne Sportlimousine. Das Fahrverhalten ist durch Allradantrieb und Luftfederung sehr angenehm und gut kontrollierbar. Die Stromversorgung ist vor dem Kauf genau zu klären – dann steht dem vergnüglichen Stromen nichts mehr im Wege. Wer über haptische oder verarbeitungstechnische Schwächen hinwegschauen kann wird vom Model S begeistert sein.




Daten & Fakten des Testfahrzeuges
- Fahrzeug: Tesla Model S 100D
- Motor: Drehstrom-Asynchronantrieb
- Kraftübertragung: kein Getriebe
- Antrieb: Allradantrieb
- Hubraum: kein Hubraum
- Leistung: 315 kW / 428 PS
- Drehmoment: 660 Nm
- Batteriekapaziät: 100 kWh
- Beschleunigung 0-100 Km/h: 4,3 Sek.
- Höchstgeschwindigkeit: 250 Km/h
- Länge: 498 cm
- Breite: 218 cm (mit Außenspiegeln)
- Höhe: 144,5 cm
- Wendekreis: 11,3 m
- Leergewicht: 2228 Kg
- Reifen: 245/45 R19
Hilfreiche Links:
- Tesla Supercharger-Stationen
- Tesla Destination Charger-Stationen
- Mitbewerber Maserati Ghibli im Kurz-Test
- Mitbewerber Porsche Panamera – Modellvorstellung
- Tesla Roadster Sport – was röhrt da?
Text und Fotos: Andreas Icha
* Anmerkung Redaktion: Das Tesla Model S 100D wurde unserer Redaktion gratis zu Testfahrten zur Verfügung gestellt. Der Artikel enthält somit Werbung durch Markennennung, die jedoch keinen Einfluss auf die Beurteilung unseres Redakteurs genomen hat. (MR)
Mehr aus Andreas Welt der schönsten Autos kannst du hier nachlesen:
Viele fahren in der Firma Elektro Autos – vorwiegend Tesla. Problem. Supercharger sind oft defekt. So passiert in Kapfenberg. Blöd, wenn man Termine hat. Das Netz gehört noch besser ausgebaut.
Hallo Kurt,
bezüglich des Versorgungsnetzes ist noch etwas Feinschliff notwendig. Auf dem Weg von Wien nach Linz nahm ich mir vor, den Supercharger in St.Pölten zu nutzen. Was ich nicht bedachte war, dass sich dieser nicht an der Autobahn befindet sondern mitten in die Stadt verpflanzt wurde. Somit verlor ich nicht nur die Zeit beim Laden sondern auch noch bei der Zu- und Abfahrt jeweils 15-20 Minuten. Das bedeutet, dass das Fahr- bzw. viel mehr das Tank-Verhalten anzupassen ist, will man mit einem E-Auto unterwegs sein.
Liebe Grüße
Andreas
Ich finde die Teslas ja super, wenn sie irgendwann auch noch eine größere Reichweite haben, wäre das definitiv eine Überlegung wert! Danke für die Vorstellung. 🙂
Liebe Grüße,
Verena von whoismocca.com und thepawsometyroleans.com
Hallo Verena,
ich meine, dass die Reichweite bereits ganz OK ist. Das Thema ‚Laden‘ ist aus meiner Sicht die Schwachstelle, wenn man daheim oder im Büro nicht die Möglichkeit hat Strom zu tanken. Bei langen Strecken ist der Tesla-Supercharger recht brauchbar – solange die Ladestationen auch frei sind 😉
Liebe Grüße
Andreas
Tolles Auto, echt klasse. Ich weiß von einer Freundin, die mal eine Mitfahrgelegenheit hatte, bei der ein Tesla gefahren wurde. Das Problem war, dass sie zwischendurch „tanken“ mussten. Das hat ewig gedauert meinte meine Freundin. Ich denke für so Stadtfahrten oder kurze Strecken ganz nett. Aber längere Strecken, ah, eher nicht.
Liebe Grüße
Bea
Hallo Bea,
das hier getestete Model S ist halt nur bedingt ein Stadtauto (5 Meter lang und 2 Meter breit) und hat seine Stärken bestimmt auf der Landstraße oder Autobahn. Bei längeren Distanzen ist der Supercharger eine gute Sache. Die Ladedauer ist dann immer abhängig von der Ladestation.
Liebe Grüße
Andreas
Wir sind auch bereits einen Tesla probegefahren, da wir ernsthaftes Interesse hatten. Nur könnte ich ihn daheim nirgends aufladen. Und um zur Familie zu fahren müssten wir bereits nach einem Drittel der Strecke nachladen (stand vor zwei Jahren). Das macht ein Elektrofahrzeug derzeit generell eher uninteressant. Sollte es aber jemals eines werden, dann werden wir Tesla Model s nochmal anschauen. Gefallen hat uns damals nämlich sehr gut!
Hallo Tanja,
die Batterie-Kapazitäten werden tatsächlich immer höher. Das hier getestete Fahrzeug hatte den Akku mit dem größten Speicher (100 kWh). Tesla selbst sieht das so, dass (fast) nur Leute, die daheim oder im Büro eine Lademöglichkeit haben, einen Tesla kaufen.
Liebe Grüße
Andreas
Ein wirklich schönes Auto. Ich kann mir den Fahrspaß sehr gut vorstellen. Da habe ich auch mal Lust zu einer Testfahrt. Aber für den alltäglichen Gebrauch wäre der Wagen vermutlich nichts für mich.
Vielen Dank für den tollen Praxistest.
Liebe Grüße,
Mo
Ich muss zugeben, gar kein Fan von Elektroautos zu sein. Für Strecken, die wir zum Teil fahren ist die Reichweite einfach nicht weit genug und mir fehlt einfach das Motorgeräusch 🙂 das macht auch die doch schöne Ausstattung nicht wett.
Viele Grüße
Wioleta von http://www.busymama.de
Ich bin kein Fan von Elektroautos … und halte sie nicht für eine umweltfreundliche Lösung. Die Distanzen die man zurücklegen kann sind viel zu gering und mir gefällt „röhren“ besser als „strömen“ ;-). Aber dieses Modell hat tatsächlich einige Gadgets die wirklich toll sind Vielleicht probiere ich ihn ja mal aus. Danke auf jeden Fall für die Vorstellung!
lg
Verena
ein echt schnittiger Flitzer, der Tesla 🙂
und dann auch noch elektro – da kann selbst ein Klimaschutz-Fanatiker nichts mehr sagen! cool, dass das Modell beides vereint!
liebste Grüße auch,
❤ Tina von liebewasist.com
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