Was ist en vouge?
Coco Chanel erklärte einmal, dass eine Mode, die nicht in den breitesten Schichten Fuß fasse, keine Mode sei.
Aber Mode braucht zu ihrer Verbreitung Publizität und Leitbilder, nach denen man sich richtet. Nach der Spionage sicheren, geheimen Entwurfsarbeit in den Ateliers der Haute Couture muss vom Augenblick der Premiere an, mit dem ersten Schritt über den Laufsteg, die Werbetrommel gerührt werden.
Mode und Werbung – Paris
Die Pariser Mode verfügt traditionsgemäß über eine hervorragende, weltweit eingespielte Werbung.
Modejournale haben in den letzten Jahrzehnten der Modefotografie zu hohem künstlerischen Rang verholfen – auf Kosten der Modezeichnung allerdings.
Mode soll aber nicht nur auf dem Laufsteg und für Fotos getragen werden. Ehe sie sich auf dem Weg über die Medien mit den Menschen in Stadt und Land befreunden können, muß sie von einer kleinen selbstsicheren Schicht in der Öffentlichkeit lanciert werden.
Man benutzt heute für jene zahlenmäßig kleine Schicht, die dafür genügend Mittel, Zeit und Geschmack hat, die Wortschöpfung „ITS“. Das sind die IT-Girls, die im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit stehen, die „dazu gehören“, die mitzureden haben, auf die man blickt!
Mode verlangt nach Paten!
Erst wenn sie von einem bestimmten Kreis anerkannt und aufgenommen wird, kann Mode erst Mode werden.
Ihre Kurve steigt mit zunehmender Popularität. Ständig vergrößert sich dann der Kreis derer, die an ihr Gefallen finden.
Wenn die allgemeine Nachahmung ihren Höhepunkt erreicht hat, anders gesagt: wenn Mode in Uniformität umzuschlagen und damit aufzuhören droht, modern zu sein, wird der Zyklus jäh unterbrochen oder klingt allmählich ab.
Auch dies ist eine der zahlreichen Paradoxien jeder Mode – ihr Ziel (die allgemeine Herrschaft) birgt auch den Untergang in sich!
Der Wunsch nach Veränderung
Das klingt vielleicht dramatisch, aber die Franzosen sagen „en vogue“ – etwas ist modern, in Mode.

Vogue bedeutet Mode, aber auch Wellenbewegung. Das Auf und Ab der modischen Veränderungen kommt mit diesem Wort sehr deutlich zum Ausdruck.
Und genauer betrachtet, bedeutet jede Änderung im Schnitt der Kleidung ein eindeutiges Ausdrucksmittel der tiefen menschlichen Sehnsucht nach Veränderung.
Ingrid Raab