Jedes einzelne Tier auf Gut Aiderbichl in Iffeldorf hat eine traurige oder grausige Geschichte. Katzen wurden aus fahrenden Autos geworfen oder lebten völlig verwahrlost in Messie-Haushalten. Pferde, die zu alt und krank geworden waren, um Ihren „Job“ zu machen, waren schon auf dem Weg zum Abdecker. Oder Ferkel, die als Glücksschweine zum Spaß verschenkt worden waren und mit denen nachher niemand mehr etwas anfangen konnte. Sie alle wurden gerettet von den Aiderbichlern.
Ein Paradies für Tiere in Iffeldorf
Allen geretteten Tieren wurde das Versprechen gegeben, dass sie bis an ihr Lebensende in Ruhe und Freude auf Gut Aiderbichl leben dürfen. Sie müssen keine Arbeiten mehr verrichten, bekommen genügend Auslauf und Fressen und vor allem kriegt jeder einen Freund. Ja, Aiderbichl ist ein Paradies, in dem sich Tier und Mensch in einer Wohlfühlatmosphäre begegnen können.








Was vor 20 Jahren mit einem kleinen privaten Gnadenhof startete, hat inzwischen riesige Dimensionen angenommen. Ursprünglich war geplant, etwa 50 Tieren einen würdigen Lebensabend zu ermöglichen. Inzwischen sind es 6000 geworden auf über 20 Gütern. Nur drei davon sind auch besuchbar: das Hauptgut in Henndorf, bei Salzburg in Österreich, und zwei Güter in Bayern. Eines davon liegt gleich vor den Toren Münchens, in Iffeldorf. Per Autobahn dauert die Fahrt von München gerade mal 30 Minuten.
Streicheln erlaubt am Gnadenhof
Viele der Tiere, die hier frei herumlaufen, lieben die Aufmerksamkeit. Streicheln ist erlaubt und macht richtig Spaß. Wer hätte gedacht, dass Schafe so anhänglich sein können. Die Gesichtshaare sind kurz und weich, während man seine Hand ganz tief in der Wolle vergraben muss, um weiter hinten zum Kern durchzudringen. Das ist ein Wahnsinnserlebnis, denn das Fell ist unglaublich dicht und weich und dabei irgendwie ölig. Immerhin dient es dem Schaf als perfekter Wetterschutz.








Franziskas große Liebe
Franziska, die Kameldame, arbeitete in einem Zirkus, als sie von ihrem Bruder trächtig wurde. Der Zirkus konnte nicht mehr für sie aufkommen. So kam sie nach Gut Aiderbichl. Doch hier endet die Geschichte nicht. Denn ihr kleiner Sohn starb schon 5 Monate nach der Geburt an einem inzuchtbedingten Herzfehler. Und Franziska wäre wohl auch vor Trauer eingegangen, wenn nicht der Gutsverwalter, Hansi Süß, sich rund um die Uhr um sie gekümmert hätte. Die Geschichte ist herzerweichend. Auch nachts schlief er auf einer Luftmatratze im Stall. Das hat Franziska ihm nie vergessen. Ihre Liebe zu Hansi Süß ist seither grenzenlos. Sie gebärdet sich wie toll, um seine Aufmerksamkeit zu erhaschen und sie folgt ihm vertrauensvoll, wo immer er sie hinführt.








Eine Stunde mit den Schmusekatzen
Hinter einer riesigen Glasscheibe leben ca. 30 Katzen. Über einen Catwalk haben sie jederzeit Zugang zu einem Außengehege. Tagsüber kann man die nachtaktiven Tiere meist beim Schlafen beobachten. Einmal am Tag für etwa eine Stunde wird ihr „Wohnzimmer“ zum Streicheln freigegeben. Mit Plastiküberziehern über den Schuhen dürfen ca. 10 Personen am Stück eintreten. Wenn einer herauskommt, rücken weitere aus der Schlange nach. Und dann wird geschmust und gespielt was das Zeug hält. Zur großen Freude von Mensch und Tier gleichermaßen.








Liebenswerte Schweine
Die Tiere vor Ort sind nur ein Teil der Geschichte. Sie stehen für viele, viele andere Tiere, die wir nicht kennen. Denn der normale Verbraucher begegnet einem Schwein höchstens an der Fleischtheke oder beim Mittagstisch. Auf Gut Aiderbichl kann man die rosa Gesellen kennenlernen und sehen, wie liebenswürdig verfressen sie sind. So wie Oskar, der Zuchteber, der auf der Schweineausstellung nur den 2. Platz belegte und daher ersetzt wurde. All diese Tiere sind Mitgeschöpfe, die das Leid nicht verdienen, das wir ihnen oft zumuten.








Aiderbichler werden ist nicht schwer
Auch auf einem Gut Aiderbichl herrscht nicht immer eitel Sonnenschein. Viele Tiere sind traumatisiert, schwierig und somit kaum vermittelbar. Einige Tiere sind krank. Die Medikamentenlisten sind lang und der Tierarzt ist regelmäßig zu Gast bei seinen Patienten. Es ist immer eine Gratwanderung und wenn ein Tier zu stark leidet, wird es von seinen Schmerzen erlöst. Natürlich kostet das alles viel Geld. Jede Hilfe ist daher willkommen.
Tierschutz – werde Pate und helfe mit!
Eine Patenschaft gibt es schon ab 10 Euro im Monat und kann direkt vor Ort abgeschlossen werden. Sie erlaubt dem Paten mit Begleitung freien Eintritt zu allen Höfen. Zwischendurch kann man sich auch von zu Hause über Webcam einklinken, um die Tiere zu beobachten. Vor allem gibt sie aber das schöne Gefühl, den Tieren wieder etwas zurückgegeben zu haben, die ihr Lebtag lang für uns geschuftet haben.




Ein Ausflug, den man nicht so schnell vergisst
Gut Aiderbichl eignet sich perfekt für einen Tagesausflug. Und wer einmal hier war, kommt gerne immer wieder. Entsprechend eng kann es am Parkplatz werden an einem sonnigen Ferienwochenende. Im Gut selbst verläuft sich die Masse aber schnell. Wer die Tiere mal ganz für sich haben will, kommt unter der Woche. Es gibt ein Restaurant mit vegetarischen Speisen und einen Biergarten, in dem auch geraucht werden darf. Um beide Hände zum Streicheln frei zu haben, empfehle ich einen Rucksack zu tragen.




Infos zu Gut Aiderbichl Iffeldorf
Adresse: Osterseehof 1 – 82393 Iffeldorf – Telefon: +49 (8801) 9 15 65 50
Eintritt/Parkkosten:
- Erwachsene: 8 €
- Kinder: 3,50 €
- Eintritt entfällt bei Patenschaft
- Zusätzliche Kosten für Parkplatz: Maximal 4,50 € /Tag
Abholung vom Bahnhof Iffeldorf: pro Fahrt 2 € (bitte vorher anrufen)
Öffnungszeiten: täglich 9-18 Uhr
Führungen alle 2 Stunden
Hunde dürfen mitgeführt werden, bitte anleinen.
www.gut-aiderbichl.com
Fotoalbum:
Text und Bilder: Krissi Hoffmann