(Alexander McQueen 2009)
Manchmal scheint es auf den ersten Blick, als sei die Mode allzu sehr ins Verspielte verliebt, als unterdrücke sie die funktionellen Gesichtspunkte der Kleidung. Die Geschichte bietet aber genug Beispiele dafür, dass gerade die Mode manche ausgesprochen funktionelle Arten von Kleidung zu Mode Gegenständen erhoben hat.

Die Jeans zum Beispiel, ursprünglich ausschließlich billige Arbeitskleidung, wurden zu einer bestimmten Zeit und bei einer bestimmten Gruppe von Jugendlichen zu einem modischen Kleidungsstück. Die „unausgesprochene“ Bedeutung der Jeans ist so verbindlich, dass sie sogar den Beigeschmack der Uniformität übertönt, die eigentlich offenkundig ist.
Jugendliche und auch Erwachsene, die sich bei allen Gelegenheiten in Jeans und Sport Jacke, Sweater oder T-Shirts zeigen – leider auch bereits im Theater und bei festlichen Anlässen – manifestieren damit eher ihre Gebundenheit an Generation und Gesellschaft, als ihren persönlichen Geschmack.
Wobei ich anmerken möchte, es hat sich auch eine lässig mondäne Nische gebildet, in der sich das „Beautiful People“ bewegt . Edle (teure) Designerjeans werden mit diversen modischen Schmankerln kombiniert.
Die Mode strebt im allgemeinen stets nach einem jugendlichen und frischen Eindruck – sie will verjüngen! Das Wesen der Mode – die Veränderung – steht dem dynamischen Lebenstempo junger Menschen näher.
Aber ihre Verwirklichung war stets von jener Bevölkerungsgruppe abhängig, die genügend Mittel dazu besaß. Wenn man die Modezeitschriften aus dem vorigen Jahrhundert durchblättert, findet man durchwegs Modelle für „Damen“, also für Frauen, deren Ehemänner in gesicherten Positionen materiell den Konsum dieser Modelle zu gewährleisten imstande waren.
Das 20. Jahrhundert brachte jedoch die Massen Beschäftigung der Frauen sowie ein relativ hohes Einkommen junger Menschen mit sich. Beides beeinflusste die Mode auf noch nie da gewesene Weise.
Diese Emanzipation wurde auch zur Inspiration für die Modeschöpfer!
Die berufstätigen Frauen lehnten überflüssige und unzweckmäßige Kinkerlitzchen ab. Und die zahlenmäßig starke Gruppe junger Konsumenten, die nach Abwechslung lechzt und die nötigen Geldmittel besitzt, ist ein wichtiger Impuls des Modeschaffenden geworden.
Im Übrigen sucht jede Tätigkeit oder auch nur jedes Hobby einen entsprechenden Ausdruck in der Kleidung.
Es gibt viele Menschen, die das Wort „Mode“ nie ohne geringschätzigen Unterton auszusprechen pflegen. Oberflächlich gesehen, hat es in der Tat den Beigeschmack von Leichtsinn und Torheit. In Wirklichkeit widerspiegelt die Mode jedoch den gesamten Lebensstil der Gesellschaft. Jeder einzelne Mensch unterliegt ihr, ob freiwillig und mit Begeisterung oder passiv und gedankenlos!




Sie gängelt den einen wie den anderen. Sie ist Bestandteil der Kultur des alltäglichen Lebens – sie ist die farbenfreudige Illustration dieses Lebens!
Wir müssen nur wachsam sein, dass uns der Mode-Einheitsbrei der Großkonzerne nicht diese Kultur raubt!




Über die Autorin: Ingrid Raab startete ihre Karriere beim ORF und eröffnete später die Vintage Boutique Flo Vintage, die mittlerweile internationale Bekanntheit bei allen „Fashionistas“, Designern und Vintage Mode Fans genießt. Man munkelt, dass Modegrößen, wie Karl Lagerfeld, sich gerne Anregungen von Ihren edlen Stücken holen.
In ihrer Freizeit engagiert Sie sich aktiv für ihr Grätzl im Freihausviertel und schreibt exklusiv bei LSLB-Magazin ihre Kolumne „Was ich noch sagen will“.
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