WERBUNG

 

Von Lima bis Tui

Jakobsweg Ponte Lima Luxuspilger

WERBUNG

Wer nicht in öffentlichen Herbergen oder kleinen Pensionen übernachten will und auch keine Lust auf beschränktes Gepäck hat, kann den Jakobsweg auch anders begehen. Im CARMO’S BOUTIQUE HOTEL ist auch eine britische Familie abgestiegen. Die zwei Kinder tragen weiße Hemden und gestärkte Shorts. Auf ihren kleinen Rücken hängen süße, kleine, blaue Rucksäckchen.

Auch die Eltern sind wie aus dem Ei gepellt und tragen ebenfalls diese hellblauen Rucksäckchen, die nicht mehr wie eine Flasche Wasser und ein Vesper fassen können.

Während die Eltern mit der Dame an der Rezeption diskutieren, wo man denn essen gehen könnte, ob hier im Hotel das große Menü, oder lieber in einem guten Lokal irgendwo in Ponte Lima, spielen die Kinder auf den Smartphones das beliebte „PokemonGo“.

Weil’s mich interessiert, frage ich einfach, ob sie auch Pilgern, oder einfach nur eine Rundreise machen. Das Ehepaar mustert mich zunächst etwas konstatiert Ja ok. Ich komme grade in der Outdoor Kluft daher und bin auch nicht unbedingt die sauberste.“Oh ja, wir machen den Caminho Portuguese mit unseren Kindern.“ erzählt mir die Ehefrau begeistert.

Nach dem ich eingecheckt habe und mich umgezogen habe, bekomme ich ein gratis Aperitif auf der Terrasse.

Jakobsweg Ponte Lima Luxuspilger

Die Luxus Pilger

PINN ME @ PINTEREST

Dort erfahre ich dann mehr. Es gibt Veranstalter, welche Luxus Pilger Reisen organisieren. Die besten Hotels werden entlang des Caminhos reserviert und auch das Gepäck wird, mit einem Kleinbus, von Hotel zu Hotel gebracht. Wer nicht mehr kann, oder nicht mehr möchte, kann auch mit dem Van vom Weg abgeholt werden. Außerdem versorgt der Reiseveranstalter seine Gäste auf dem Caminho bei den Pausen, mit kühlen Getränken. Ein Kleidertausch ist ebenso möglich,wenn man gar zu staubig geworden ist.

Ich möchte das hier total wertfrei halten. Jedem nach seiner Fasson und Budget. Vor allem mit Kindern ist der Caminho sicherlich nicht einfach.

Veranstalter für begleitete Pilgerreisen
https://www.moser.at/studien-und-pilgerreisen
http://www.e-kolumbus.de/pilgerreisen/

https://www.tourix.de/pilgerreisen/

Pilgern mit dem Mountainbike

Während man mir den Reiseveranstalter in höchsten Tönen empfiehlt, kommt eine Gruppe Mountain Biker an. Auch für sie, wurde das Gepäck bereits voraus geschickt. Nun stehen die Trolleys und Luis Vuitton Koffer im Hoteleingang und werden hektisch auf die Zimmer verteilt. Reisen mit dem Mountainbike am Caminho, ist derzeit der Renner, wie ich höre.

„Aber auch Reiter kommen bei uns mit ihren Rössern unter“, erfahre ich. „Wir haben Stallungen und auch eine schöne Koppel für die Tiere.“, erklärt man mir. Zwei hauseigene Ponys gibt es auch. Die Tiere sind gut gepflegt und lustige Kerlchen und ich bringe ihnen, verbotener Weise, zwei Äpfel vom Nachmittagsbuffet mit.

Draussen im Weingarten, auf einer Bank unter jungen Reben, schreibe ich meine Notizen nieder und rauche meine erste Zigarette des Tages.

Radpilgern in Frankreich, Portugal und Spanien:
https://www.launer-reisen.de/jakobsweg-Reisen-Radreise-Wanderreise.html
http://www.vuelta.de/reiseziele/jakobsweg.html

Ponte Lima

Das Hotel ist sehr modern, viel Beton aber dennoch ganz hübsch. Vor allem die Aussicht über die grünen Hügel und den Lima ist wunderschön. Ich möchte aber mit meinem nicht mehr ganz so sauberen Outfit den Abend nicht hier im edlen Restaurant verbringen. Und auch die Preise haben mich etwas abgeschreckt. So ein Hotel fällt absolut nicht in mein aktuelles Budget. Und so nehme ich dieses Geschenk, als das was es ist.

Eine nette Übernachtung mit der Möglichkeit, mal wieder einen Teil meiner Wäsche zu waschen. Zum Essen lasse ich mich in das 11 km entfernte Ponte de Lima bringen. Ponte Lima ist sehr touristisch. Es ist unglaublich viel los im August.

Nachdem ich über die Brücke geschlendert bin, treffe ich das lustige Völkchen aus Krakau wieder.

Jakobsweg Ponte Lima Luxuspilger
Rio Lima

Polnisches Wiedersehen

Sie haben es sich in einem Gastgarten direkt vor der öffentlichen Pilgerherberge gemütlich gemacht und lassen sich das Bier schmecken. Sie begrüßen mich fröhlich und fragen, wo ich denn untergebracht sei, und warum ich denn nicht in der schönen Herberge nächtigen wolle. In dieser Sekunde beschließe ich, lieber die Klappe zu halten. Ich murmle etwas von „außerhalb“ und „kleine Pension“ und halte mich mit weiteren Informationen zurück.

Meine ersten Miesmuscheln sind köstlich, allerdings – auch nicht gerade billig. Der Gastgarten gehört zu einer Hotelkette und hat dementsprechend „internationale Preise“. Egal. Heute ist eben ein Luxustag.

Ponte Lima Jakobsweg Luxuspilger
Miesmuscheln mit Paprikasalat

Der Berg ruft

Die Polen warnen mich vor der nächsten Etappe. „Das schaffst du nicht. Da ist jetzt ein Gebirge. Machs wie wir, nimm den Bus bis nach Tui.“ Wenn ich eins nicht vertrage, dann sind es so Aussagen wie “ Das kannst du nicht, das schaffst du nicht, das wird dir nicht gelingen.“ Irgendwie stachelt mich das eher an. Aber nun habe ich Zweifel. Wirklich so ein schlimmes Gebiet? Im Wanderführer steht etwas von 470 Höhenmeter auf, und 270 Höhenmeter abwärts. Also klingt doch nicht so schlimm, oder? Es gibt jedoch oben in Rubiaes nur eine Herberge. Ob das nicht ein wenig eng wird bei der nun merklich anwachsenden Pilgerzahl?

Während die polnische Delegation die nun offene Herberge bezieht, schlendere ich durch Ponte Lima, sehe mir einiges an und gehe am späten Nachmittag noch eine Kleinigkeit essen. Dann fahre ich zurück in diese andere Parallel-Welt. Irgendwie komme ich mir wie ein Reisender im Raum-Zeit-Kontinuum vor.

Rubiaes ohne Akku und ein Taxi

Am nächsten Morgen ist es entschieden. Ich packe mein Zeugs und beschließe das Gebirge zu bezwingen. In der Nacht hat sich das Mobile nicht richtig aufgeladen und auch der Ersatzakku ist nur noch auf 20% Energie. Mir wird heute der Strom ausgehen. Also heute ohne GPS und vielen Bildern. Ich hoffe, ich verlaufe mich nicht.

Wenn man aus Österreich kommt, sind 470 Höhenmeter nicht wirklich eine Herausforderung. So auch bei mir. Lediglich der einsetzende Regen, die glitschigen Steine und die Tatsache, dass mein Mobile Device leer ist, machen mir zu schaffen. Prompt verlaufe ich mich für vier Kilometer und komme leicht genervt und nicht mehr ganz so trocken in Rubiaes an.

Dort erfahre ich dann, daß die Herberge voll ist, sämtliche andere Unterkünfte in der näheren Umgebung auch belegt. In Pacos und bei den „Kanadiern“, in 11 Kilometern, sei vielleicht noch was frei, meint der Herbergsvater lapidar.

Verweichlicht in nur einer Nacht

Mir langt‘s! Mit dem Taxi lasse ich mich bis Valenca bringen und kann auch den Akku etwas aufladen. Diese „Luxus Weltenreise“ gestern war meiner Motivation nicht wirklich zuträglich. „Verweicheiert“ in nur einer Nacht. Ich beschliesse, auf solche Ausflüge in Zukunft zu verzichten.

Erst in Santiago werde ich wieder fünf aneinander gereihte Sterne geniessen! Jetzt gehe ich durch Valenca nach Tui, über die Brücke nach Spanien. Ich mache einige Fotos, suche die Herberge, oben am Berg, und bekomme im ehemaligen Mönchskloster ein Bett um 6 Euro.

Meine Bettnachbarin ist blond, hübsch, kommt aus Hamburg und ist sehr nett. Sie wurde bereits in Facebook gesucht, weil sie ihren Reisepass in Barcelos in der Herberge vergessen hatte. Die Facebook Community ist doch zu etwas gut. Man fand sie, informierte sie und sie hat ihren Pass wieder. Tolle Sache, finde ich.

Spanien – Tui

Tui ist eine wunderschöne, alte Stadt und ich schlendere gerne durch die Gassen. Vor der Herberge lockt mich eine Bar mit kaltem Bier. Bald sitze ich nicht mehr alleine. Eine Krankenschwester aus Deutschland und Valentin aus Hamburg, der mächtig viele Blasen aufgezogen hat, leiste ich Gesellschaft und auch Maria ist da. Prima – sie kann fließend Spanisch und hilft uns beim Bestellen. Wir trinken Bier, lachen viel und erzählen unsere Geschichten.

Kathrin’s Tote

Irgendwann sind dann nur noch die Krankenschwester und ich übrig. Ich zahl ’ne weitere Runde Bier und frage sie ob ich erfahren darf, warum sie den Jakobsweg geht. Kathrin erzählt mir, sie ist seit Jahrzehnten Krankenschwester. Gleich in der ersten Nacht ihrer Laufbahn, sind ihr in der Intensivstation zwei jugendliche gestorben.

Einer an einer dämlichen Blutvergiftung und das Mädchen hätte es eigentlich auch schaffen sollen. Das hat sie damals sehr mitgenommen. Und auch heute, nach dem sie von der Intensivstation zur OP Schwester gewechselt hat, verfolgen sie Todesfälle noch immer. Ich bemerke wie sie mich mustert und weiss, sie überlegt, ob sie mir das jetzt erzählen kann,was sie mir dann erzählt.

„Ich sehe tote Menschen“

Jakobsweg Tui Camnho Portugues„Und wenn ich sage, verfolgen – dann meine ich auch verfolgen. Sie sind immer da. Ich sehe ihre Gesichter. Auch jetzt, Marion, während wir miteinander reden, stehen und sitzen rund um uns herum, meine Toten. Und darum gehe ich den Jakobsweg. Denn danach sind sie verschwunden. Jedes Jahr mache ich das nach Möglichkeit.“

Mir zieht’s eine gewaltige Gänsehaut auf. Und das nicht, weil es kühl geworden ist! Das könnt ihr mir glauben!

Knapp vor Zapfenstreich hetzen wir in die Herberge und fallen um 10 Uhr ins Bett. Kathrins Geschichte hat mich sehr berührt und ich überlege, wie ich mit so etwas umgehen würde, dann fallen auch mir die Augen zu.

Hier geht es weiter:

Jakobsweg Teil 7: Gruppenbildung auf dem Weg nach Padron

 

Newsletter abonnieren

* indicates required
Du entscheidest, wie ich Dich informieren darf!
Email Format

View previous campaigns.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

* Ich akzeptiere die Datenschutzbestimmungen