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Jakobsweg Teil 4 – Barcelos und Casa Fernanda’s Pilgerparty

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Hahnen Gesang – auf nach Barcelos

Kikeriiii – Krächz

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Durch das noch dunkle Land, geht es nun in Richtung Barcelos. Mein Fuss hat sich beruhigt. Jetzt fängt die Bandscheibe an zu mucken. Wahrscheinlich habe ich, durch die Blase am Fuss, eine komische Haltung beim Gehen angenommen. Das mag meine Bandscheibe nicht. Ich hoffe sie hält durch. Ich hoffe ich halte durch. Was wäre wenn ich aufhören muss? Ein äusserst unangenehmer Gedanke für mich.

Ich komme im Morgenlicht durch viele kleine Dörfer. Die Vögel beginnen zu zwitschern, man hört Kühe muhen, die Ziegen meckern und immer öfter höre ich die Hähne schreien. Aber ehrlich – das kanns ja jetzt nicht sein. Was ist denn mit den Hähnen los? Statt einem satten gekonnten Kikerikieh kommt da teilweise nur ein Käkerikräääächz heraus. Das amüsiert mich so sehr, daß ich mich ertappe, wie ich gespannt auf den nächsten Hahn warte.

Dabei ist der Hahn ja eigentlich das Wappentier von Barcelos. Seltsam, dass sie mir jetzt alle auffallen. Oder liegt es an der Morgenstunde?

Jakobsweg Caminho Portugues
Aufbruch noch vor Morgengrauen. Dafür dann diese Bilder.

So kann man sich die Zeit auch vertreiben. Noch ist es schön kühl und das gehen geht gar nicht so schlecht. Nur die vielen Pflasterstraßen machen das gehen mühsam. Weit hinter mir höre ich leise Schritte und sehe eine Gestalt mit Baumstamm, Cape und Pilgerhut. Pedro! Er hat es wohl auch nicht mehr ausgehalten in der Herberge denke ich und muss grinsen. Fröhlich winke ich ihm zu, er winkt retour bleibt aber seinem gemächlichen Schritt treu und so kommt es, daß ich ihn bald nicht mehr sehe. Ob ich ihn irgendwann mal wieder treffe?

Jakobsweg Barcelos Caminho Portugues

Barcelos

Als ich die Brücke von Barcelos sehe bin ich sowas von erleichtert. Der Weg war voll mit fiesen Pflastersteinen und meine Bandscheibe läuft Amok.

Jakobsweg Barcelos Caminho Portugues

In Barcelos herrscht Volksfeststimmung. Heute findet der wöchentliche Markt statt. Es ist sehr viel los in den Straßen. Ich finde mitten auf dem Hauptplatz am Park, mein Hotel. Das Hotel wird von Mutter und Tochter geführt. Ich bekomme meinen Zimmerschlüssel und bin glücklich. Ein schönes Zimmer und ein Bad, ganz allein für mich!

Das „Alojamento Local Arantes “ hält, was es in Booking.com verspricht. Für 48 Euro ist das Zimmer voll OK. Schnell ziehe ich mich um und suche die Tochter des Hauses. Ich erkläre ihr mein Problem mit der Bandscheibe und bekomme von ihr sofort eine Adresse eines Doktors.

Jakobsweg Barcelos Alojamento Local Arantes
Mein Zimmer ist groß und hat ein herrliches Bett

 

Jakobsweg Barcelos Unterkunft Alojamento Local Arantes
Dankbar für ein eigenes Bad. Man wird demütig auf dem Jakobsweg

Der bekommt dann die Rönthgenbilder von meinem Hausarzt gemailt und die Diagnose inkl. empfohlener Medikation bei Beschwerden. Irgendwas hat der Doc wohl falsch verstanden. Jedenfalls bekomme ich die doppelte Menge der Spritze und bin danach relativ high. Aber die Schmerzen sind weg. Prima!

Ich bummle leicht beschwingt durch Barcelos, gehe Tapas essen und dann lockt mich mein Bett so sehr, daß ich um 8 Uhr bereits geduscht und bettfertig darin liege.
Am nächsten Morgen wache ich ausgeschlafen und erholt auf. Ich habe 12 Stunden geschlafen. Ojeh. Verschlafen! Es ist schon 8 Uhr und um 1 Uhr mittags wird es schon so heiss in dieser Gegend. Das kann ja was werden.
Mein nächstes Ziel ist die Casa Fernanda. Eine Private Herberge mit nur 16 Betten. Die Telefonnummer im Reiseführer funktioniert nicht. Ich versuche es einfach auf gut Glück. Schlimmsten Falles muss ich eben weiter gehen nach Portela und da mein Glück versuchen.

Um halb neun sitze ich – ungeplant – aber hungrig bei Café und Croissant in einer Bar und geniesse mein Pilgerfrühstück.

Hitzeflimmern, Verzweiflung und ein Riesenglück

Wo ich Pedro wieder fand und ein weiterer komischer Zufall

Mannomann!

Ich hätte wirklich früher starten sollen. Mittags bin ich noch weit von Casa Fernanda entfernt und die Sonne brennt herunter. Laut Webinformation haben wir heute hübsche 40 Grad im Schatten. Wenn ich nur im Schatten ginge! Der Weg verläuft durch Felder und auf Asphaltstrassen in denen mein kleiner krüppeliger Pilgerstock den ich mir irgendwie zurecht gestutzt , Zentimetertief versinkt. irgendwann habe ich keinen Bock mehr und lass ihn einfach so stecken. Scheissding aber auch.
Um 14 Uhr suche ich verzweifelt Schutz unter den Blättern der Weinreben. Aber auch hier finde ich keine Abkühlung. Also schleppe ich mich weiter. Meine Muskeln beginnen zu schmerzen, wie blöd. ich habe kein Wasser mehr und bin komplett dehydriert. An einer Bar mache ich erneut halt und erfahre da die Hiopsbotschaft. Casa Fernanda ist komplett voll. Nächste Herberge in Ponte Lima. Ich weiss, daß schaffe ich nicht. Verzweifelt schreibe ich in die Facebook Gruppe und Anne Chantal schreibt retour,  ich solle auf alle Fälle bei Fernanda reinschauen. Sie kennt Gott und die Welt und kann mir bei der Suche einer näheren Unterkunft helfen.

Fix und fertig

So mies motiviert gehe ich weiter und schaffe wieder keine 3 km. Total matt suche ich Schatten an einer römischen Basilika mit herrlichen Eichenbäumen. Ich lege mein Rucksack an einen der uralten Bäume, lege mich auf mein Baumwolltuch und heule mich in einen unruhigen Schlaf.

Plötzlich steht Pedro da.  Er hat meinen Pilgerstock dabei.
Auf seinen großen Baumstamm gestützt und auch merklich im Eimer. „Bist du auch so fertig wie ich?“ fragt er. Ich nicke, nehme dankend meinen kleine Pilgerstock wieder entgegen und wir beratschlagen was wir tun sollen. Schliesslich, nach einem weiteren Liter Wasser und dem Rest meiner Wurst, raffen wir uns auf und schleppen uns weiter. Es tut gut, jetzt nicht alleine zu gehen. Ich bin sehr froh, dass mich Pedro gefunden hat.

Irgendwann haben wir die Casa Fernanda erreicht. Wir hören das ausgelassene Gelächter der Pilger schon auf der Strasse. Und ich wünschte mir so sehr ich könnte mich jetzt dazugesellen und müsste nicht mehr weiter gehen. Ich kann einfach nicht mehr.

Wir betreten Fernanda’s Vorgarten, gehen ein Weglein entlang bis hinter das Haus und da steht eine attraktive Frau in den 40ern. Sie blickt mich eingehend an und checkt sofort wie es uns geht. Noch bevor ich loslegen kann, bittet sie uns uns zu den anderen Pilgern zu setzten. „Fernanda, ich weiss sie sind schon ausgebucht.“, beginne ich. Aber sie gebietet mir zu schweigen und reicht mir statt dessen eine Kaffeetasse mit roter Flüssigkeit. „Trink das! Jetzt. Alles. Los.“ Johannisbeersaft? Während ich schlucke – schmecke ich. Es ist Rotwein. Erst nach der zweiten Tasse lässt sie mich zu Wort kommen. Ich erkläre ihr unsere Situation. Sie grinst und meint “ Wer hat denn gesagt, daß ich ausgebucht bin? Gerade sind zwei Frauen weiter nach Ponte Lima, mit dem Taxi. Klar habe ich zwei Betten für Euch!

Fernanda und die Pilger

Ich könnt wieder plärren vor Glück. Die polnische Pilgergruppe die da gemütlich auf der Veranda des Pilgerhäuschens sitzt, in dem wir nun also doch auch schlafen dürfen, lacht über meinen Gesichtsausdruck.
Man spricht polnisch, man spricht deutsch, jeder kann irgendwie englisch und man trinkt portugiesisch. Herrlich. Ich nehme eine Dusche und Fernanda bringt uns Brötchen. Wir sitzen im kühlen Garten und erzählen uns gegenseitig unsere Geschichten. Fernanda’s Hunde kommen daher gedüst. Jeder hat ein Hühnerflügel im Maul und dieser wird genüsslich im Grass zerfetzt. Fernanda hat also Hühner geschlachtet? Wird es Hähnchen geben am Abend?

Glückliche Hunde

Barcelos Fernanda
Köche bei der Arbeit
Fernanda
Pilgerrunde

Mein schönster Abend

Es sind noch zwei Griechinnen da, die auf der zweiten Veranda im Freien schlafen. Diese Veranda erinnert mich an Afrika. Überdacht, ohne Fenster, nur Vorhänge gegen Moskitos und etwaigen Niederschlag. Zwei Feldbetten und die Schlafsäcke der Frauen. Die finden das auch total toll und laden mich zu ihnen auf die Veranda, auf ein Glas, eine Zigarette und einen Plausch. Beide sind Lehrerinnen und sind insgesamt 9 Wochen unterwegs. Lehrer verdienen nicht viel, erklärt mir Penny, deren naturkrauses Haar in alle Richtungen steht. Der Versuch ihre mörderische Mähne zu bändigen sind zwei halbherzig gesteckte Klammern. Aber sie schaut mit ihrem Look umwerfend aus. „Wir sind hier zusammen“ erklärt sie mir mit einer Geste auf ihre blonde Freundin. Ebenfalls Lehrerin für Englisch in Athen. “ Ja das ist doch auch ok!“ meine ich. Darauf hin Gelächter. „NEIN, sooo zusammen sind wir nicht – ich meinte wir sind zusammen auf dem Weg hier.“ Ich lache und wir flachsen noch ein wenig rum. Dann kommt Fernanda und treibt uns ins Haus.

Auf uns wartet ein Menü vom Feinsten!
Wenn Portugiesen aufkochen, dann aber richtig. Und wenn Portugiesen Gäste haben, sind sie die besten Gastgeber, die es gibt. Inklusive Gesangseinlagen. Wir haben einen herrlich lustigen Abend und fallen alle gegen 11 Uhr in unsere Betten plop, plop, wie die Steine.

Ich liege noch ein bisschen mit offenen Augen im Bett und frage mich

“ Wieviel Glück ist eigentlich normal?“

 

Unterkünfte:

Casa da Fernanda

http://casadafernandanocaminhoportugues.blogspot.co.at/

Alojamento Local Arantes BARCELOS

https://www.holidaycheck.at/hi/alojamento-local-arantes/8c773317-78a8-32ae-9508-bbc0e650b31c

Hier gehts nach Ponte Lima und Teil 5

Jakobsweg Teil 5 – Erschöpfte Bombeiros – Erbarmen die Serben kommen!

Marion
Marionhttps://www.lifestyleluxurybrigade.com
Sie ist die Initiatorin des LSLB-Magazins. Neben ihrer Tätigkeit im Management und Entwicklung, findet sie aber immer noch Zeit, selbst über die schönen Dinge des Lebens zu schreiben. Ihr Fokus liegt auf Hotelchecks und Städtereisen, Tipps und Tricks rund um das Thema. Sie hat eine Schwäche für den afrikanischen Kontinent und begleitet den Abenteuer Redakteur, wann immer sie kann in die Weiten der afrikanischen Savannen. Zudem ist sie der richtige Ansprechpartner, wenn es um Deine Werbeschaltung geht, oder um Anfragen zu Kooperationen.

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