Migrationstest – oder – wie man einen Kaffee bestellt

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Über die Wiener Kaffee Kultur

wiener Geschichten Kolumne Marion Rotter
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Weil ich ja derzeit Strohwitwe bin, mein Lebenspartner verweilt irgendwo im Tibet, nutze ich die Tage um meine Freundinnen mal wieder zu treffen. Unter anderem auch meine Freundin mit russischem Migrationshintergrund, mittlerweile reich geschieden und  erfolgreiche Boutique Besitzerin im 2ten Wiener Gemeindebezirk.
Leider treffen wir uns viel zu wenig, jede von uns hat Familie – Irina echte Kinder , ich nur Katzen, aber ja – Männer, Haushalt und Job vereiteln immer unsere feierlich beeideten  Versprechen, uns zu treffen.

Doch das ist ja total normal, echte Freundschaft zeichnet sich nicht darüber aus, dass man sich täglich sieht. Echte Freunde knüpfen sogar noch nach Jahrzehnten an das letzte Gespräch, als wenn dazwischen nichts gewesen wäre.
Heute, am Sonntag ist es aber so weit. Wir treffen uns im altehrwürdigen Dommayer  in Hietzing zu einem verlängerten Frühstück, Klatsch und Geschichten.

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Kaffe Kaffeehaus Dommayer Migrationstest
© Cafe Dommayer Oberlaa / Standort Hietzing

Der Zahlkellner – ein Wiener Unikat

Der Wiener Kellner ist ja an sich schon eine grantige Persönlichkeit. Ich denke, in einer Jobbeschreibung für einen waschechten Wiener Zahlkellner steht sicher drin: „Hohe Bereitschaft zum „granteln“ und einen gutes Gespür für Sarkasmus ist Voraussetzung für diesen anspruchsvollen Job.“
Also genau so eine Ausgabe gibt es in meinem Lieblings Café. Verstehen sie mich bitte nicht falsch, ich liebe grantige Kellner. Rein Platonisch. Ein Café Haus ohne mindestens einen, von dieser vom Aussterben bedrohten Gattung, ist für mich kein WIENER Café Haus! Da kann ich aber gleich zu Starbucks gehen.

Also wir zwei älteren Mädls sitzen da, haben uns schon lange nicht mehr gesehen, und schnattern los. Der Kellner versucht irgendwie,  zwischen Irinas Schilderungen von der Potenz des neuen Lovers, unsere Bestellung aufzunehmen. Und der „Grantigkeits-Grad“ steigt sichtlich. Und dann passiert es.


Podcast zu den Wiener Gschichten


Es gibt keinen Kaffee!

 „Wollen Sie an Tee oder Kaffee zum Luxus Frühstück?“  Irina – blickt kurz hoch und meint: „No bringen’s mir halt irgend so einen Kaffee!“

Bums. Aus. Fertig. Irina weiss, jetzt hat sie einen Fehler gemacht, aber es ist zu spät. Ich sehe wie die Adern an den Schläfen des Herren anfangen zu pulsieren und nun tut er etwas, das kein Mensch sonst kann, außer ein Wiener Kellner:

Er fixiert Irina mit seiner grünen Iris und rotiert dennoch mit dem Augapfel um 360° Grad. Als ob Iris mit Pupille und Augapfel keinerlei feste Verbindung hätten. Das ist nicht einfach Augen verdrehen, das ist  Augenverdrehen in höchster Vollendung. Und dann beginnt er im rasenden Stakkato die Kaffee Arten aufzuzählen.

Überforderung für Anfänger, die Café Arten

Die Wiener Melange.

Irgend ein Kaffee is heut aus. Welchen wollen’s denn jetzt!  Vielleicht einen kleinen Schwarzen, einen kleinen Braunen, einen großen Braunen, einen großen Schwarzen, an Franziskaner, a Schale Gold,  an „klaan'“ Mocca, an verlängerten Schwarzen, ein verlängerten Braunen, einen Einspänner, einen Kapuziner oder gar lieber eine Melange!!!“.

Irina bestellt kleinlaut eine Melange ohne mich mit einem Augenaufschlag zu warnen, denn wenn ich jetzt auch nicht ganz genau weiss was ich will, geht das Schauspiel von vorne los.

„Ach und mir bringen’s bitte an doppelten Mokka, verlängert , mit am klitzeklanen Spritzer Milch.“
Der Blick des Kellners trifft mich –  jetzt sehe ich den Schalk in seinen Augen tanzen er lacht und meint. Selbstverständlich, gnädige Dame kommt soooforrt.“

Nach 25 Jahren in Wiener Caféhaus-Erfahrung  ist man auf alle Fälle integriert.

Mein Tipp für Wienbesucher: Wenn Ihr den Wiener Tierpark besucht, schaut vorbei im Dommayer. Mittags gibt es auch immer kleine Menüs, traditionelle Wiener Küche . Auch für Schleckermäulchen hat es unter den täglich frischen Mehlspeisen immer etwas dabei.

Und hier findest Du die  österreichischen Kaffeearten.

Kurkonditorei Oberlaa (Café Dommayer)
Dommayergasse 1
1130 Wien
(01) 877 54 65–0

Plan:

 

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Sie ist die Initiatorin des LSLB-Magazins. Neben ihrer Tätigkeit im Management und Entwicklung, findet sie aber immer noch Zeit, selbst über die schönen Dinge des Lebens zu schreiben. Ihr Fokus liegt auf Hotelchecks und Städtereisen, Tipps und Tricks rund um das Thema. Sie hat eine Schwäche für den afrikanischen Kontinent und begleitet den Abenteuer Redakteur, wann immer sie kann in die Weiten der afrikanischen Savannen. Zudem ist sie der richtige Ansprechpartner, wenn es um Deine Werbeschaltung geht, oder um Anfragen zu Kooperationen.

10 Kommentare

  1. Das kommt mir bekannt vor. Ging mir vor 23 Jahren ganz genauso. Als Piefke bestellt man eine Tasse Kaffee und fertig – in Deutschland eben. Hier in Wien kommt man mit so einer banalen Bestellung nicht weit. Meine Frau hat in unserem Blog mal zusammengefasst, was es an Kaffeespezialitäten in Wien gibt. Claudia ist gebürtige Wienerin und selbst für sie waren einige „Neuheiten“ dabei.
    Kaffee ist eben mehr als nur heißes Wasser über Kaffeemehl gießen
    Andreas

  2. Hach, das beschreibst du wirklich gut. Kann ich mir alles direkt vorstellen. Ich verstehe, warum der Kellner nochmal alle Kaffeearten aufgezählt hat, er kann ja schließlich nicht irgendeinen bringen. Weil im Endeffekt ja er drauf zahlt, wenn das dann doch nicht der Kaffee ist, den der Gast wollte. Aber natürlich kann man das auch in einem freundlichen Ton machen, ohne die Augen zu verdrehen. Das Verhalten des Kellners ist schon etwas kindisch, aber wie du schon sagst – Wiener Kellner! Auch wenn ich nicht alle über einen Kamm scheren will 😉

  3. Das mit den Freundinnen, die man viel zu selten sieht, kenne ich leider nur zu gut. Und du hast völlig recht, wenn der Partner zuhause ist, verbringt man doch eher Zeit mit ihm, obwohl man sich viel öfter sieht.
    Das mit den vielen Kaffee Sorten würde mich auch völlig überfordern, ich bestelle mir unterwegs immer nur Cappuccino
    Viele Grüße
    Wioleta von http://www.busymama.de

  4. Haha du hast es auf den Punkt gebracht. Ich hab damals noch alles in der Schule gelernt, was es denn für verschiedene Kaffees gibt. Einspänner usw. usw. Ich würde selbst nie auf die Idee kommen einfach nur einen Kaffee zu bestellen. Aber ich glaub das haben wir Österreicher einfach intus.

    Alles Liebe,
    Julia
    https://www.missfinnland.at

  5. hehe, allein der Titel macht schon sehr neugierig auf diesen Beitrag 🙂
    ich bin bei Kaffee wirklich ein Genusstrinker – da gehört die Zubereitung auch schon dazu! bei mir gibt’s den aus der Frenchpress oder eben auch ganz traditionell im Café – was ws nicht mit der Wieneer Kultur vergleichbar ist 😉

    liebste Grüße auch,
    ❤ Tina von liebewasist.com
    Liebe was ist auf Instagram

  6. Interessanter Bericht, ich hätte ja so gar keine Ahnung, ich trinke nie Kaffee. Ich bin definitiv Fraktion Tee und da würde ich wissen was ich bestellen sollte. Ich war auch noch nie in einem Wiener Kaffeehaus, sollte ich unbedingt mal tun.

    LG aus Norwegen

    Ina

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