Eine Stunde, 53 Minuten und 37 Sekunden meditative Chakrenreinigung verspricht der Link auf Youtube. „Perfekt“, denke ich, nachdem jede Menge Pressetermine mein Nervensystem in ein zappeliges Knäuel verwandelt haben.
Fast zwei Stunden also soll die auf Youtube angepriesene Klangschalenmeditation dauern. Zeit genug, um auf Normalnull und daher gesunde acht Stunden Schlaf zu kommen. Doch es kommt anders.
Erster Fehler (22.30 Uhr):
Ich habe den Link nach abgeschlossenem Arbeitstag nicht unter den Favoriten abgespeichert. Jetzt geht das Suchen los.
Zweiter Fehler (23.00 Uhr):
Ich habe den Laptop-Akku nicht rechtzeitig aufgeladen. Jetzt krieche ich blöd unter dem Bett rum und suche nach dem Multistecker.
Dritter Fehler (23.15 Uhr):
Ich habe den Laptop auf dem Boden abgestellt. Drei Striche auf der Empfangsskala des WLANs erklären mir, wieso das Laden so lange dauert.
Vierter Fehler (23.30 Uhr):
Ich habe meinen Partner nicht einbezogen. Der legt sich neben mich und liest noch seinen Fantasyroman fertig – mit hell erleuchteter Tischlampe. Ich ziehe meine Schlafmaske über.
Fünfter Fehler (00.00 Uhr):
Etwas zu laut fragt er mich: „Sag mal, was ist denn das für ein Gebimmel da neben dem Bett?“ Ich habe vergessen, die Lautstärke anzupassen – und die Schlafmaske abzulegen. Rums.
Sechster Fehler (00.30 Uhr):
Endlich: Nach einem nicht mehr nachweisbaren Zeitraum schlafe ich ein. Mein Partner nicht. Er flucht leise in seiner Heimatsprache, verlässt das Bett (Erdbeben). Ich rieche wenig später Zigarettenrauch vom Wohnzimmer her.
Siebter Fehler (04.30 Uhr):
Ein weiteres Erdbeben kündigt an, dass mein Partner zurück ist. Es herrscht Stille – warum? Mir doch egal, ich döse wieder ein. Schnarchen an meinem linken Ohr reißt mich wenig später aus den Träumen. Ohrstöpsel – und Ruhe ist.
Achter Fehler (06.30 Uhr):
Meine Katze weckt mich am anderen Morgen mit nervigen Bauchtritten, da ich ihr Miauen ja nicht hören kann. Dazu strahlt sie eine eigenartige Genugtuung aus. Beim Blick auf den Boden begreife ich: Sie hatte so lange am Netzkabel des Laptops herumgeknabbert, bis es aus dem Plugin herausgerutscht war.