Die dressierte Katze

Katzen sind sehr intelligent. Sie sind so intelligent, dass sie, im Gegensatz zum ebenfalls sehr beliebten Haustier, dem Hund, alle Befehle und Anweisungen erst mal hinterfragen.
Wer Katzen hat weiß, wie schwierig es ist, sie zu erziehen. Während der Hund sich freut, wenn das Frauchen sich freut, weil er etwas scheinbar richtig gemacht hat und man ihn mit “Guter Hund! Feini!” belohnt, hält Katze zunächst einmal mal die Krallen auf. Ohne Leckerli geht da gar nichts.
Wenn wir zu Hause waren, gingen die Katzen nicht auf den Esstisch. Denn, alleine die “Drohgebärde” wurde sofort mit einem Leckerli bestochen und Katze betrachtete das als tägliche “Leckerli Automation”.
Mittlerweile sind unsere drei, Dank Inkonsequenz sowas von verzogen, dass ich mir etwas überlegen musste. Unsere Katzen Erziehung lässt durchaus zu wünschen übrig. Irgendwann las ich, es ist besser zu Belohnen, als zu Strafen. Also statt ein Gebrüll, wenn Clydine mal wieder die Steaks vom Küchentisch holen will, ein locken und loben, wenn sie es bleiben lässt. Ja gut. Fange ich jetzt aber erst mal klein an, dachte ich.
Der Trick mit dem Klick




In den diversen Buchshops der Stadt stiess ich immer wieder auf das Thema Klick Training, was nicht nur bei Hunden gute Resultate erzielen würde. Laut Fachbuch würden auch Katzen, mit viel Geduld, auf das Klickgeräusch reagieren. Es dauerte nur eben um einiges länger, bis auch bei ihnen das Pawlowsche Gesetz greifen würde.
Das Buch war gekauft und nun besorgte ich mir in der Tierhandlung einen möglichst dezenten Klicker. Im Gegensatz zum Hund, verschmäht Katze laute Geräusche. Also fand ich einen kleinen Plastikklicker der eher ein leises „Zapp“, als ein lautes „Klick“ zustande brachte.
Wer mich kennt, weiss das ich drei Katzen habe. Mit allen dreien gleichzeitig ein Training abzuhalten, ist schlichtweg nicht möglich. Also nahm ich mir mal die Aufgeweckteste vor.
Bonny Katze Superstar?




Bonny, langhaarige schwarze Katze, mit einem Hang zum Markieren, ewig unausgelastet, hyperaktiv aber blitzgescheit.
Während also die anderen beiden auf der Terrasse mit den ersten Fliegen spielten, setzte ich mich mit dem Klicker und einigen Leckereien zu Bonny am Boden. Dort zeigte ihr die kleine Fellmaus, die ich ebenfalls in der Tierhandlung erstanden hatte. Nun warf ich diese quer durch das Apartment und Bonny sauste begeistert hinterher.
Das neue Spielzeug wurde zunächst mal gehörig vertrimmt, verbissen und irgendwann schlenderte sie, mit der Maus im Maul, in meine Richtung. Kurz bevor sie an mir vorbeizog, klickte ich, sie liess verwundert die Maus los, bekam dafür ein Leckerli und ein paar Streicheleinheiten, mit viel verbalem „Feini Bonny Feini“ Lob.
Publikum




Mittlerweile hatten wir nun zwei Zuschauer von der Terrasse aus, die sich empört die Nasen an der Balkonscheibe platt drückten, und dem exklusiven Spiel beleidigt folgten. Vorsichtig nahm ich die Maus wieder an mich und Bonny blickte mich erwartungsvoll an. Zack – wieder flog die Maus durchs Apartment, aber in die gegengesetzte Richtung.
Abermals schoss ein kleiner schwarzer Pfitschipfeil hinterher und schnappte sich die Maus, noch bevor sie den Parkettboden erreichte. Gleiches Prozedere. Maus wird geschüttelt und zerbissen. Dann lief sie schnurstracks auf mich zu und legte die Maus vor meine Kniee. Klick, und ein Leckerli.
Das Publikum vor dem Fensterglas raste vor Empörung und kratzte an der Scheibe.
Ok, noch ein Letztes mal, dachte ich mir. Wieder nahm ich die Maus und warf sie durchs Zimmer.
Katze bestimmt, wann ein Match aus ist




Diesmal war die Begeisterung allerdings schon etwas schaumgebremst. Etwas unmotiviert latschte sie dem Fellspielzeug hinterher, nahm es lustlos ins Maul. Trug es in die gegengesetzte Richtung und vergrub die Fellmaus souverän unter dem Flokati Teppich. Anschließend legte sie sich dann auf diese Stelle, um sich zu putzen.
Gut das war genug für heute und schon mal ein Anfang, dachte ich mir.
Die zwei weiteren Fellnasen standen nun in „Erdmännchen Manier“ auf die Balkontüre gestützt und blickten verzweifelt drein. Ich ließ den Klicker am Boden liegen, machte ihnen die Türe auf und schnappte das Tablett mit den Futternäpfen.
Klick Training – für wen?
Jetzt erst mal eine Jause für die Fellbande. Ich ging also in die Küche und füllte die drei Näpfe mit Katzenfutter – Lieblingsmarke mit Geflügelstückchen. In den Augenwinkeln sah ich Bonny, wie sie den Klicker am Band durch die Küche trug. Als ich das Tablett am Boden abstellte, hörte ich hinter mir ein bekanntes Geräusch. „Klick“.
Ich drehte mich um, und Bonny schaute mir direkt in die Augen. Sie hatte die Pfote noch auf dem Klicker. Dann kurz ein Maunz, einmal um die Beine gestrichen und auf das Futter gestürzt.
Frage: WER trainiert hier wen?