Es sind so klangvolle Namen wie Saint-Émilion, Pessac-Léognan, Saint-Julien, Margaux oder Pomerol, die Weinkennern und Bordeaux-Freunden das Leuchten in die Augen treiben. Im Juni 2016 setzte die Stadt Bordeaux ihrem berühmtesten Produkt ein einzigartiges Denkmal – das »Cité du Vin«. Der architektonische Augenschmaus ist so viel mehr als ein gewöhnliches Weinmuseum – es ist die Pilgerstätte schlechthin für Weinfreunde und Bewunderer moderner und innovativer Architektur.
Ein Trip nach Bordeaux lohnt immer. »Die Schöne am Atlantik« besticht mit klassischer Architektur des 18. Jahrhunderts in einer fast vollständig erhaltenen historischen Innenstadt, pittoresken Bürgerhäusern und unzähligen Prachtbauten. Diverse Kirchen runden das historische Ensemble ab und verleihen der geschichtsträchtigen Weinmetropole ihr einzigartiges Aussehen. Innerhalb des historischen Stadtzentrums befindet sich die berühmte Brücke »Pont de Pierre«, die über den sichelförmigen Fluss Garonne führt. Empfehlenswert ist ein Bummel über die knapp drei Kilometer lange Fußgängerzone »Rue Sainte-Catherine«, die sich vom beeindruckenden »Place du Grand Théâtre« bis hin zur »Place de la Victoire« erstreckt. Ein echtes Shopping-Paradies, das kaum Wünsche offen lässt.
Weltkulturerbe Bordeaux
Bordeaux besteht aus insgesamt acht Arrondissements. Publikumsmagnet ist und bleibt jedoch die nahezu perfekt erhaltene Altstadt innerhalb der alten Stadtmauern. Sie ist seit 2007 geschütztes UNESCO-Weltkulturerbe. Aber Bordeaux ist weit mehr, als eine ehrwürdige historische Stadt. Bordeaux ist vor allem das Umland mit seinen berühmten Weingütern. Und das liegt hauptsächlich an den für den Wein so gehaltvollen Böden. Sie sind mager und verfügen zudem über eine ideale Wasserdurchlässigkeit sowie die Fähigkeit Wärme eine sehr lange Zeit zu halten – beste Voraussetzungen für den Weinbau. Zudem gibt es von Anbaugebiet zu Anbaugebiet verschiedene Mikroklimate. Hier erzeugen weitschweifende Pinienwälder und stehende Gewässer einen temperaturausgleichenden Effekt. Kurzum: Es verwundert also nicht, warum gerade diese Gegend zu den weltweit einzigartigen Weinanbauregionen gehört – die Voraussetzungen sind optimal und der Nahe Atlantik als Wirtschaftsweg des Seehandels fördert diese Region zudem seit vielen hunderten Jahren.
Ein Tempel dem Bordeaux
Seit Juni 2016 ist das Zentrum des französischen Südwestens um eine Attraktion reicher – dem »Cité du Vin«. Vom gigantischen Weinkeller mit rund 14.000 Flaschen aus 80 Ländern bis zum Dach besteht das Cité du Vin aus 10 Etagen mit einer Gesamtfläche von rund 13.350 Quadratmetern. Beeindruckend! Das Cité du Vin wurde errichtet, um dem Bordeaux als französisches Kulturgut eine zentrale Anlaufstelle zu verleihen. Außerdem planten die Stadtoberen den in den letzten Jahren rasant zugenommenen Touristenströmen als Einkommensquelle »abzuschöpfen«. Ein Plan, der erfolgreich umgesetzt wurde. Viele Touristen pilgern in die Region, um sich den Köstlichkeiten des leckeren Tröpfchens hinzugeben – Weintourismus »at it´s best«.

Bordeaux empfängt jährlich ungefähr sechs Millionen Besucher und rund 400.000 davon sollen den Weg ins Cité du Vin finden. Und das werden sie! Die Architektur ist atemberaubend und schon von weitem, dank der organischen Formen und glänzenden Fassade, als futuristisches Stadt-Highlight erkennbar. Der außerordentliche Bau mit seiner gewagten Architektur reiht sich nahtlos in die creme de la creme von Gebäuden wie die Oper von Sydney, das Guggenheim-Museum in Bilbao oder der Gehry-Bauten in Düsseldorf ein. Und das Äußere des architektonischen Magnets lässt viele Deutungen zu – manche sehen darin ein Dekantier-Gefäß oder die Linie einer Weinrebe, andere wiederum wollen den schwungvollen Verlauf der Garonne erkennen.
Und was sagen die Architekten vom renommierten Pariser Büro X-TU dazu? »Wir wollten die Idee des Vertikalen und Horizontalen in einem einzigen Schwung vereinen. Dabei dachten wir auch an das Gefühl, das bei der Weinverkostung entsteht – die Dimension des flüssigen Elements, der Geist des Weines und der Geist des Flusses«, so Anouk Legendre und Nicolas Desmazières, ihres Zeichens die maßgeblichen Architekten und Planungsbeauftragten.
Ein Museum für das 21. Jahrhundert
Überzeugt schon die Architektur des Gebäudes, so setzt der museale Teil noch einen drauf. Hier erwarten den Bordeaux-Interessierten insgesamt 19 Themenbereiche mit jeder Menge Interaktivität und Unmengen an Informationen. Museale Langeweile kommt nicht im Ansatz auf. Unbedingt besuchen sollte man das »Buffet«. An zentraler Stelle bekommt der Besucher eine Einführung in das Thema Bordeaux und die Welt der Weinverkostung. Das Buffet ist besonders für Anfänger der Wein-Thematik geeignet, die sich an dieser Stelle besonders mit den Farben, den Gerüchen und Geschmäckern der unterschiedlichen Bordeaux- und Traubensorten vertraut machen können. Es gibt unzählige Projektionen und interaktive Multimedia-Präsentationen von Winzern, lokalen Historikern und Prominenten Frankreichs, die über ihre Leidenschaft und Liebe zum Bordeaux ausführlich und sehr spannend plaudern.
Verzichten sollte man keinesfalls auf seinen virtuellen Reisebegleiter. Das kleine Gerät aktiviert diverse Animationen und erzählt spannende Geschichten zum Bordeaux und den ausgestellten Exponaten in 8 Sprachen. Und es gibt noch mehr: In den weitläufigen Räumlichkeiten findet der Museumsbesucher eine Bibliothek zum Thema Wein und Bordeaux, ein Auditorium sowie Räumlichkeiten für diverse Wanderausstellungen zum Thema Wein.




Und dann gibt es noch das »Le Belvédère« im obersten Stock des Gebäudes. Hier eröffnet sich dem Besucher ein beeindruckender und faszinierender Panoramablick über die Weinmetropole. Als Clou erhält man hier ein Gläschen Bordeaux, das natürlich im Eintrittsgeld enthalten ist. Die Decke ist mit hunderten Weinflaschen »gepflastert« und ein Eye-Catcher der ganz besonderen Art. Zentrale Komponente im Le Belvédère ist eine beeindruckende, riesige Bar. Also unbedingt besuchen! Und haben Sie dann ihr Glas Bordeaux geleert, dann ist der Besuch des museumseigenen Restaurants oder der kreisrunden Vinothek mit mehr als 800 Weinen aus aller Welt, ein Muss. Die Vinothek des Cité du Vin verfügt über die größte Auswahl an nichtfranzösischen Weinen in ganz Frankreich. Salute!
Informationen am Rande
E-Tickets sind erhältlich über laciteduvin.com
Preis/Erwachsene: 20 €
Ermäßigungen (Kinder, Studenten, Familientickets etc.) gibt es nur über die Website.
Im Eintrittspreis inbegriffen sind der »Travel Companion«, ihr digitaler Reiseführer (in 8 Sprachen: Französisch, Englisch, Deutsch, Spanisch, Italienisch, Niederländisch, Chinesisch, Japanisch) sowie ein Glas Bordeaux Le Belvédère.
Hier findest Du alle Weine, die bisher in unserer kleinen Weinfibel erschienen sind.
Autor: Jakob Lackerbauer von lamundus.de