
Wonosbo ist eine Kleinstadt in Indonesien. Sie liegt mitten auf der Insel Java in den Bergen. Obgleich die Entfernungen auf der Karte nicht weit aussehen, braucht man mit dem Auto gute 3 Stunden für die 80 Kilometer von Yogyakarta, der nächsten größeren Stadt. Die Strecke hat es in sich. Auf und nieder immer wieder verläuft die Straße in unterschiedlicher Qualität. Ich habe bereut, keine Reisetablette genommen zu haben.
Das Kresna Hotel – Wohnen im Kolonialstil
Todmüde und sehr froh erreichten wir endlich unser Hotel. Das Kresna Hotel stammt noch aus der Kolonialzeit und ist sehr schön – wenn man nicht so genau hinschaut. Wir wurden mit einem süßen Saft begrüßt in einem grün gezuckerten Glas. Wir haben uns gleich am Pool niedergelassen und ein Happy-Hour-Bier bestellt.








Die Platten am Pool sind teilweise locker oder herausgebrochen, sodass ich mich fast hingelegt hätte, bei dem Versuch noch ein paar Nachtaufnahmen zu machen.
Wir waren in einem Standardraum ohne Klimaanlage untergebracht. Wenn man aber die Fensterläden tagsüber geschlossen hält und nachts die Fenster aufmacht, damit Luft ins Zimmer kommt, ist das ganz gut zu ertragen. Denn sobald die Sonne nicht mehr scheint, wird es angenehm kühl. Man kann sehen, dass das Bad mal wertig gemacht wurde. Das ist aber schon lange her. Der Lack ist ab. Der tropfende Hahn hat gelbe Flecken im Becken hinterlassen, der Spiegel blättert schon etwas und der Duschkopf ist verkalkt.
Kurze Nachtruhe dank Muezzin
Um 4 Uhr war die Nacht beendet. Da begannen die Muezzins der Umgebung ihr Werk. Und zwar für eine geschlagene halbe Stunde und das in Begleitung der örtlichen Katzen. Es war ein eindrucksvolles Konzert. Immer wenn man dachte, sie seien fertig, dann haben sie nochmal einen draufgesetzt. Ein Entkommen war nicht möglich. Unser Fenster hatte nicht nur keine Doppelverglasung, es war erst gar kein Glas drin. Nur die Fensterläden draußen und die Mückengitter drinnen. Die Fensterläden zumachen war keine Option. Wir hatten keine Klimaanlage und waren froh, dass das Zimmer über Nacht so gut abgekühlt war. Also mussten wir da durch, wobei ich sagen muss, dass der Gesang gar nicht so schlecht war.
Asiatisches Frühstück in europäischer Atmosphäre
Um 5 Uhr dann, kaum war Ruhe eingekehrt, legte die Umluftanlage im Haus los. Das ganze Zimmer vibrierte. Um kurz vor 6 bin ich dann aufgestanden, sodass wir die ersten beim Frühstück waren. Das Frühstück war bei den Hotelbewertungen oft kritisiert worden. Erstaunlicherweise – weil ich den Eindruck hatte, dass doch sehr viele europäische Reisegruppen hier durchgeschleust werden – ist das Frühstück hauptsächlich asiatisch. Die Reisgerichte sind auch ganz lecker. Und auch die Lumpia haben prima geschmeckt, das sind lokale Frühlingsrollen. Die Croissants hingegen waren recht vertrocknet. Bleibt immer noch Toast und Eier, dir man sich frisch machen lassen kann. Die Menge an Obst ist recht übersichtlich. Da ich aber früh genug da war, gab es für mich noch ausreichend.
Wir hatten uns im Frühstücksraum ein idyllisches Plätzchen direkt an den großen Flügeltüren gesichert. Da saßen wir mit Blick auf den Pool bei geöffneten Türen und genossen die frische Morgenluft. Leider ist es nicht vorgesehen, dass man draußen sitzt.
Mit dem Überlandbus zum Dieng-Plateau
Für den Tag hatten wir einen Ausflug ins Hochland geplant. Wie man uns erklärte, haben die Busse hier keine festen Haltestellen. Man stellt sich einfach an die Straße, wo die Linie verläuft und hebt die Hand, wenn der richtige Bus vorbei fährt. Soweit wäre es fast nicht gekommen, denn auf der Rückseite des Hotels, wo die Route verlief, warteten schon die Piraten mit ihren Tourbussen und riefen Dieng, Dieng. Wir mussten schnell weiterlaufen, um sie loszuwerden. In dem Moment hielt einer der Überlandbusse und nahm uns auf. Es waren hauptsächlich Bauern unterwegs auf ihrem Weg zu den Feldern.
Eine Stunde lang ging es auf einer abenteuerlichen Sepentinenstraße immer bergauf. Einmal mussten wir sogar eine Bretterbrücke im Bau queren. Immer wieder ging es durch kleine Ortschaften. Unser Busfahrer war sehr routiniert und startete sogar einige wilde Überholmanöver, um schneller voran zu kommen. Da wir die einzigen Touristen an Bord waren und allen klar war, wo wir hin wollten, wurden wir ohne große Nachfrage an der richtigen Ecke in Dieng abgesetzt.
Trügerische Bilderbuch-Idylle am Schwefelsee
Dieng liegt auf 2000 Metern über dem Meeresspiegel. Entsprechend frisch kann es dort werden. In diesem Klima kann man eine kleine Wanderung wagen. Zum Beispiel um den Schwefelsee, der wunderschön mystisch grün schimmert.
Die Idylle wurde empfindlich gestört von hunderten kleinen Dieselgeneratoren, die knatternd Pumpen antrieben, um das Wasser vom See in Tausenden dünnen Schläuche in die umliegenden Berge und auf die Felder zu leiten. Jeder Generator wurde von einem Mann betreut. Um 11 Uhr war offensichtlich Pausenzeit. Ein Moped machte die Runde und verteilte Donuts und Reisröllchen.
Die ältesten Hindu-Tempelanlage auf Java
Auf dem Weg zurück, kurz vor dem Ortseingang, lagen hinduistische Tempelanlagen aus dem 8. Jahrhundert verteilt. Teilweise noch in Ausgrabung bzw. im Wiederaufbau. Normalerweise wird von Ausländern ein höherer Eintrittspreis verlangt. Das wussten wir schon von anderen Sehenswürdigkeiten. Und auch hier war am Eingang wieder ein teurerer Preis für Ausländer angeschlagen, doch der Kassierer lachte nur und gab uns den Preis für Einheimische. Die Anlage lag sehr idyllisch auf dem Hochplateau umgeben von Agrarflächen, die Großteils abgeerntet waren. Doch auch diese Idylle wurde gestört durch viele kleine Feuerchen auf den Feldern, die ihre stinkenden Rauchfahnen zu uns rüberschickten.
Hat sich das Ganze gelohnt?
Hat es sich der Ausflug nach Wonosobo und zum Dieng-Plateau gelohnt? Und kann ich diese Tour weiterempfehlen? Ja, aber nur eingeschränkt. Mir hat das kühlere Bergklima gut getan, da ich die feuchte Hitze an der Küste nur schwer ertragen habe. Der Aufwand für die Anreise ist jedoch meines Erachtens sehr hoch. Die Stadt Wonosobo selbst hat nichts zu bieten. Das Kresna-Hotel hat einen heruntergekommenen Charme, ist aber in meinen Augen alternativlos. Das Dieng-Plateau ist schön aber nur teilweise auf Touristen eingestellt. Doch andererseits macht das auch diese Gegend einzigartig. Dass es eben nicht nur perfekt ist, sondern dass dort echte Menschen leben und arbeiten und das ganz ungeschönt.
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Bericht gespeichert. Eines meiner zukünftigen Reiseziele. Passt! Toller Bericht.
Hallo Ingo! Dankeschön. Na da wird sich die Krissi aber freuen! Es folgen noch so einige tolle Reiseberichte und Hotelempfehlungen von unserer Autorin. Bleib am Besten dran und abonniere unseren Newsletter der wirkllich (!) ganz selten kommt. Wir hassen Spam, drum nur alle paar Monate, oder wenn was ganz was tolles passiert ist. VLG Bettina Bosse