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Legenden der Formel 1 – Jacques Villeneuve – ein Portrait

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In diesem Jahr feiern gleich mehrere Ereignisse ihr 20jähriges Jubiläum. In allen spielt der zweifache Vater und umstrittene Rennfahrer Jacques Villeneuve eine wichtige Rolle. Fast jeder Formel 1 Fan hat vom legendären „Rammstoß-Finale“ in Jerez 1997 wenigstens gehört, welches Villeneuve seinen einzigen Weltmeistertitel einbrachte. Ebenso gab es bei diesem Finale den ersten Doppelsieg für einen Mercedes Motor seit 1955.

Racing im Blut

Jacques Villeneuve wurde am 09.04.1971 geboren, das Rennfahren wurde ihm quasi in die Wiege gelegt. Sein Onkel Jacques Villeneuve Senior war Rennfahrer, leider erfolglos in der Formel 1 aber immerhin der erste Kanadier der einen Lauf der amerikanischen CART-Serie gewinnen konnte, sein Vater ist die Ferrari Legende Gilles Villeneuve, der es leider nur zum Vizeweltmeister 1979 geschafft hat, bevor er 1982 tödlich verunglückte. Die Rennstrecke für den Großen Preis von Kanada wurde kurze Zeit darauf nach ihm benannt.

Wie viele Rennfahrer begann seine Karriere in einem Kart. Zwei Jahre nach dem Tod seines Vaters wollte Jacques ebenfalls Autorennen fahren und fragte seine Mutter, ob er es dürfte. Sie versprach es ihm, wenn seine Noten in Mathe besser würden. Jacques schaffte es und so konnte er seine ersten Runden auf der Strecke in Imola drehen. Er fuhr kein Rennen, sondern nur einen Test, sein Talent wurde aber schnell erkannt und er durfte noch am selben Tag in einem Formel 4 Wagen auf die Rennstrecke.

Die ersten Rennen und die ersten Erfolge

Nach einigen Lehrgängen startete er 1988 zum ersten Mal in einer Rennserie, von 1989 bis 1991 war er relativ erfolglos in der italienischen Formel 3 unterwegs. Das änderte sich aber, als er 1992 in die japanische Formel 3 wechselte, drei Siege und Platz Zwei in der Meisterschaft. 1993 schaffte er 7 Poles und 5 Siege, was ihm aber leider aufgrund eigener Fahrfehler nur den dritten Platz einbrachte.

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1994 wurde er dann in die CART IndyCar Serie berufen. In seinem Debüt Jahr gewann er sein erstes Rennen auf der Road America, exakt dem Kurs, bei dem sein Onkel neun Jahre zuvor als erster Kanadier ein Rennen gewinnen konnte. Er wurde Sechster in der Gesamtwertung und gewann die „Rookie of the Year“ Auszeichnung. 1995 gelang ihm dann der große Wurf, er gewann vier Läufe, unter anderem das berühmte Indy 500, und die Meisterschaft. Seine Leistung und natürlich auch sein Familienname erregten die Aufmerksamkeit von Frank Williams, der ihm einen Zwei-Jahres Vertrag mit Option auf ein weiteres anbot.

Einstieg in die Formel 1 beim Top-Team

So kam Villeneuve 1996 in die Formel 1 und erreichte in seinem ersten Grand Prix gleich die Pole Position und fast den Sieg, den er nur aufgrund eines Defektes seinem Teamkollegen Damon Hill überlassen musste, er wurde nur Zweiter. Williams gewann 12 von 16 Läufen, Villeneuve davon vier – bis zum Saisonfinale in Suzuka hatte er mit neun Punkten Rückstand zumindest eine theoretische Chance auf den Titel. Er wurde Vizeweltmeister vor Michael Schumacher.

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Für 1997 wechselte Hill zu Arrows, Heinz-Harald Frentzen fuhr nur an der Seite von Villeneuve, der von den 17 Läufen sieben gewann und sich ein Duell mit Michael Schumacher um den Weltmeistertitel lieferte, der fünf Rennen gewinnen konnte. Villeneuve starte stark in die Saison, leistete sich aber einige Fahrfehler und litt ebenso unter Fehlern des Teams. Trotzdem hatte er neun Punkte Vorsprung vor den letzten beiden Rennen, zwei zweite Plätze hinter Schumacher hätten ihm somit gereicht. Doch es kam anders – beim vorletzten Rennen, dem Großen Preis von Japan, bekam er eine Strafe wegen Nichtbeachtung einer Gelben Flagge im Freien Training und wurde für das Rennen gesperrt. Williams legte Protest ein und Villeneuve durfte von seiner erreichten Pole starten. Im Rennen erwies er sich aber nicht als Gentleman und fuhr absichtlich nach gewonnenem Start langsamer als normal. Ferrari schaffte es mit einem Taktikspielchen trotzdem an ihm vorbei und nun hielt Irvine Villeneuve auf, während Schumacher davon raste. Der als exentrisch geltende Villeneuve verlor die Lust und endete auf Platz Fünf, bevor die Strafe doch noch bestätigt wurde und er ganz aus der Wertung genommen wurde.

Der berühmt berüchtigte Rammstoß von Jerez

Schumacher ging mit einem Punkt Vorsprung in das letzte Rennen der Saison. In der Qualifikation ereignete sich eine Kuriosität – die ersten drei Fahrer fuhren exakt die gleiche Zeit. Vorne stand nun wer diese Zeit zuerst gefahren hat, also ergab sich als Startaufstellung Jacques Villeneuve, Michael Schumacher und Heinz-Harald Frentzen. Schumacher führte lange Zeit souverän vor Villeneuve, bekam aber nach seinem zweiten Stop Probleme mit den Reifen. Sein Vorsprung schmolz in nur 2 Runden dahin und in Runde 48 von 69 versucht Villeneuve an Schumacher vorbei zu gehen. Schumacher will dies nicht zulassen und fährt ihm in die Seite, Schumacher fällt aus, Villeneuve kann weiter fahren und lässt kurz vor Schluss die beiden Silberpfeile von Häkkinen und Coulthard passieren, da ihm der dritte Platz reicht. Jahre später bezeichnet Schumacher dies als größten Fehler seines Lebens, der ihm sogar den Verlust sämtlicher WM Punkte und damit Heinz-Harald Frentzen die Vizeweltmeisterschaft einbrachte. Dies ist gleichzeitig auch der letzte Weltmeistertitel für Williams.

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Es geht abwärts mit Williams

1998 konnte Williams nicht mehr an die erfolgreichen Jahre anknüpfen. Regeländerungen, der Ausstieg von Renault und der Wechsel von Design-Guru Adrian Newey zu McLaren, machten es dem Team nicht leicht. Die Motoren von Mechachrome, die auf den Vorjahresmotoren von Renault basierten, waren nicht stark genug im Vergleich zur Konkurrenz von Ferrari und Mercedes. Williams wurde zwar trotzdem Dritter in der Konstrukteurswertung, Villeneuve aber nur Fünfter. Er erreichte trotz des schwachen Motors zweimal das Podium.

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Neustart mit neuem Team und alten Motoren

Für 1999 kam ein neues Team in die Formel 1 – BAR oder British American Racing, das aus Tyrrell hervorging. Als Motor diente für diese Saison wieder ein modifizierter Renault Motor von 1997, dieses Mal unter dem Namen Supertec. Am Team war Craig Pollock, der auch Manager von Villeneuve war, als Teamchef beteiligt und so wechselte Villeneuve zu BAR. Zu Beginn wurde von Siegen gesprochen, am Ende war man froh, wenn man überhaupt ins Ziel kam. Villeneuve sah nur drei Mal die schwarzweißkarierte Fahne, einmal wurde er trotz Ausfall noch gewertet. BAR erreichte keine Punkte und wurde Letzter in der Konstrukteurswertung. Villeneuve wurde 21ster, sein Teamkollege 22ster in der Fahrerwertung, das beste Ergebnis für jeden Fahrer war ein achter Platz. BAR blieb trotzdem im Gedächtnis, da sie eine der originellsten Lackierungen hatten. Die eine Seite des Wagens war Blau/Gelb lackiert, die andere Seite Weiß/Rot. Damit wurde für zwei Zigarettenmarken geworben, denn hinter BAR steckte ein Tabakkonzern.

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Honda bringt BAR auf Erfolgskurs

2000 ging es aber aufwärts. Honda stieg als Motorenlieferant ein und schon beim ersten Rennen kamen beide Piloten in die Punkte. Es sprangen zwar keine Podiumsplatzierungen heraus, aber eine deutliche Steigerung zum Vorjahr war zu sehen. Villeneuve wurde Siebter der Fahrerwertung, Zonta 14ter. BAR erreichte mit den Honda Motoren Platz Fünf der Konstrukteurswertung.

2001 bekam Villeneuve einen neuen Teamkollegen mit Olivier Panis, Zonta wechselte als Testfahrer zu Jordan. Villeneuve schaffte die ersten Podestplatzierungen für das Team, wurde aber wieder nur Siebter und Panis 14ter. BAR wurde Sechster in der Konstrukteurswertung. Villeneuve litt seit einem Unfall in Australien mit Ralf Schumacher an Rückenschmerzen, die er erst nach der Saison auskurieren konnte. Bei diesem Unfall kam auch ein Streckenposten ums Leben.

Neuer Teamchef bei BAR

2002 wurde schwierig für Villeneuve, denn Craig Pollock wurde durch David Richards ersetzt, der die Ansicht vertrat, dass Villeneuve zu viel Geld für seine Leistung verdienen würde. Er wollte ihn loswerden, aber Villeneuve pochte auf seinen Vertrag. Wäre dies nicht schon genug, lief der Wagen auch nicht mehr so gut wie in den Jahren davor. Villeneuve wurde nur Zwölfter mit vier Punkten, Panis schaffte sogar nur drei Punkte und wurde 14ter. BAR wurde 2002 Achter.

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2003 wurde am Punktevergabesystem geschraubt, nun bekamen die ersten acht Fahrer Punkte (10,8,6,5,4,3,2,1), statt wie bisher die ersten sechs. (10,6,4,3,2,1) Olivier Panis wurde bei BAR durch Jenson Button ersetzt, der vorher bei Renault fuhr und dort Fernando Alonso weichen musste. Button schlug Villeneuve deutlich mit 17 zu 6 Punkten, er wurde Neunter und Villeneuve nur 16ter. Schon beim letzten Rennen trat Villeneuve nicht mehr an, er wurde von Testfahrer Takuma Sato ersetzt, der immerhin Sechster im Rennen wurde und damit drei Punkte und den 18ten Platz in der Fahrer WM bekam. BAR wurde Fünfter.

Unfreiwillige Pause

2004 hing Villeneuve in der Luft, er konnte sich kein Cockpit mehr sichern. Durch den schweren Unfall von Ralf Schumacher beim Großen Preis der USA verhandelte Williams mit Villeneuve, der aber nicht nur Ersatzmann sein wollte, sondern für 2005 auch ein Stammcockpit haben wollte. Dies lehnte Frank Williams ab und entschied sich für die beiden Testfahrer Marc Gené und Antonio Pizzonia. Als Jarno Trulli jedoch bei Renault überraschend gekündigt wurde, kam Villeneuve doch noch zu einem Cockpit für 2004, wenn auch nur für drei Rennen. Durch die technische Entwicklung und die unfreiwillige Pause blieb er aber ohne Punkte und wurde 21ster der Fahrerwertung, während Renault Dritter und sein Ex-Team BAR Zweiter wurde.

Unrühmliches Ende bei Sauber

2005 fuhr Villeneuve dann für Sauber an der Seite von Felipe Massa. Villeneuve hatte Probleme mit Massa mitzuhalten, fand sich dann aber doch noch zurecht und wurde zwei Punkte hinter Massa 14ter der Fahrerwertung, Sauber wurde Achter.

2006 wurde Sauber von BMW übernommen, die ab dem Zeitpunkt unter dem Namen BMW-Sauber fuhren. Villeneuve wurde erst spät bestätigt, während Nick Heidfeld an seiner Seite fuhr. Villeneuve erreichte ein paar gute Ergebnisse, war Heidfeld aber die meiste Zeit unterlegen. Nach einem Unfall beim Großen Preis von Deutschland ersetzte Robert Kubica Villeneuve in Ungarn, bevor der Vertrag mit Villeneuve ganz aufgelöst wurde. Villeneuve wurde mit 7 Punkten aus 12 Rennen 15ter, Kubica kam in seinen sechs Rennen nur einmal in die Punkte, dies aber gleich auf dem dritten Platz. Heidfeld wurde ebenfalls einmal Dritter und erreichte den neunten Platz in der Wertung – BMW Sauber wurde Gesamtfünfter.

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Nach der Formel 1 in die Langstreckenrennen

Ohne Formel 1 Cockpit musste sich Villeneuve für 2007 anderweitig orientieren. Zusammen mit Marc Gené und Nicolas Minassian trat er beim 24 Stunden Rennen von Le Mans für Team Peugeot Total mit einem Peugeot 908 HDi FAP an. In der Qualifikation schaffte man einen dritten Startplatz, musste im Rennen aber auf Platz zwei liegend aufgrund eines Defektes aufgeben. Besonders bitter: Es fehlten nur knapp 70 Minuten für die volle Renndistanz. Den zweiten Platz erbte der zweite Peugeot. Außerdem fuhr Villeneuve in den letzten sieben Rennen der NASCAR Craftsman Truck Series und ein Rennen des Nexel Cups, als Vorbereitung auf die NASCAR Saison 2008.

2008 fuhr Villeneuve wieder im selben Team die 24 Stunden von Le Mans und trat mit dem Team auch in der Le Mans Series an. Die Serie richtet sich nach dem Regelwerk des berühmten Rennens, geht aber nur über 1000 km, also knappe 6 Stunden. Villeneuve wurde nur in einem Rennen, in Spa, eingesetzt, welches das Trio auch gewinnen konnte. Beim 24 Stunden Rennen in Le Mans erreichte man den zweiten Platz.
Fun Fact: Ex-BAR Team Kollege Ricardo Zonta war einer der drei Fahrer des zweiten Peugeot.

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Weniger erfolgreich bei anderen Projekten

Seine NASCAR Karriere war allerdings nicht so erfolgreich. Nachdem er in einige Unfälle verwickelt war und sich für das Daytona 500 nicht qualifizieren konnte, wurde er nur noch in der „zweiten Liga“ der NASCAR eingesetzt und das auch nur sporadisch.

Für 2011 plante Villeneuve eine Rückkehr in die Formel 1 mit einem eigenen Team. Hier tat er sich mit dem Formel 2 Team Durango zusammen, die FIA entschied sich aber, kein weiteres Team für die Saison 2011 zu zulassen. Villeneuve wäre auch selbst gefahren.

2014 kehrte er zum Indy 500 zurück und wurde 30ster. In der Saison 2015/16 ersetze er seinen Ex-BMW-Kollegen Nick Heidfeld und fuhr für das Venturi Formel E Team die ersten drei Rennen, bevor er das Handtuch warf. Er erzielte keine Punkte und schaffte in seinem dritten Rennen nicht mal die Qualifikation.

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Villeneuve schaffte in seiner Formel 1 Karriere bei 162 Rennen 13 Poles, 11 Siege, 5 zweite und 7 dritte Plätze. Er kommt auf 235 Punkte.

Heute ist er vor allem als Experte tätig, der vor allem die Formel 1 kritisiert. Wie schon zu seiner aktiven Formel 1 Zeit polarisiert er damit die Fans. Sein Verhalten auf und neben der Strecke brachte ihm den Ruf eines Querkopfes ein. Viele Fans sehen in ihm einen unverdienten Weltmeister, der nur Glück hatte, im besten Auto zu sitzen. Dabei darf man aber nicht vergessen: Dahin haben ihn sein Talent und seine Erfolge in der IndyCar Meisterschaft gebracht.

Autor: Marco Golüke

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