Simply the Best: 1967 geboren – Ö3 und ich
Als ich 1967, an einem sonnigen Montag im September, im Baden-Württembergischen das Licht der Welt erblickte, dauerte es noch gerade 3 Tage bevor der Österreichische Rundfunksender Ö3 On Air ging. Das Radio Signal war so stark, dass es auch Süddeutschland überflutete.
Exakt um diese Zeit wurde ich von meinen stolzen Eltern nach hause gebracht und da stand es bereits in der Küche. Das kleine alte Radio, das meine Mutter, mit knallrotem Lack aufgepeppt, auf dem Küchenregal stehen hatte.
Und aus ihm tönte von morgens bis abends Musik. Meine Mutter liebte diesen neuen Sender. Der war nicht so verklemmt, so verstaubt und öd, wie der Deutsche Rundfunk, und es spielte hier die Britischen Charts rauf und runter. Beatles, Elvis, Jazz, und – natürlich Österreichische Interpreten.
Zweijährige trällert Beatle Songs und findet alles Magic
Während ich also aufwuchs, war dieser kleine rote Radio unentwegt im Einsatz.
Meine Mum war sehr viel alleine, weil mein Vater noch geschwind zu Ende studieren musste, also tanzte sie singend, mit mir im Arm zu den Hits des Ö3, durch die Wohnung um die langen Zeiten, bis sie mein Vater wieder in den Arm nahm, so schön wie möglich zu überbrücken.
Mit zwei, drei Jahren kannte ich viele Songs schon auswendig und sang phonetisch begeistert mit. Worte wie “magic” blieben im deutschen Vokabular hängen. “Mama wann kommt der magic wieder?” Ratlosigkeit meiner Mutter – es war wohl ein Song, in dem das Wort magic vorkam.
So vergingen die Jahre. Das kleine Rote Radio ging irgendwann kaputt und wurde aber mit Daddies Gehalt vom ersten gut bezahlten Job ersetzt, in die erste, feine und sehr teure Stereoanlage meiner Eltern. Inklusive Dual Plattenspieler mit Diamantnadel. Es war das Heiligtum meines Vaters und mir war es bei Strafe verboten, seine Platten abzuspielen.
Aber den Knopf für den Radio durfte ich bedienen.
Die achtziger Jahre – Austro-Pop im Schwabenland
Ab den 80ern kamen vermehrt österreichische Interpreten im “rot weiß roten Radio”. Die Liedermacher, und später Austro Popper, zu uns nach Schwaben über den Äther. Da war einmal der Danzer, der Wolfgang Ambros, der Rainhard Fendrich mit ihren österreichischen Songs, der Peter Cornelius, und ich glaube der André Heller war damals Moderator. Wir mochten den Klang des österreichischen Akzents. War er doch nicht ganz so hart, wie die Interpreten der sonstigen, deutschsprachigen Sänger. Die Moderatoren plauderten uns fröhlich, mit allerlei Unsinn durch den Tag. Dann – der Austropop war geboren und ich kannte alle Interpreten und Texte.
Falco in Stuttgart
Falco rockte nicht nur in Wien – auch in Stuttgart – und meine erste, direkte Begegnung mit Hansi Hölzl fiel etwas unglücklich aus. Denn, damals war Falco noch so unbekannt, dass er sich in Stuttgart in einer Disco sogar unter die Tanzenden mischen konnte. Auf sein “ Hallo ich bin der Hansi.” erhielt er von mir nur ein reserviertes Kopfnicken und die kalte Schulter. Blöd hab ich dann geschaut, als selbiger Hansi plötzlich auf der Bühne stand und performte und sich als mein “geliebter Falco” entpuppte.. Blöd gelaufen.
Textsicher im Österreich Urlaub
Meine Genre Kenntnisse über das österreichische Liedgut brachte mir dann in Österreich, im Urlaub, bewundernde Blicke und Anerkennung der Drosendorfer ( NÖ Drosendorf a.d.Thaya) Landjugend ein. Denn ich schmetterte textsicher mit. Gut – am Akzent konnte man noch feilen. Aber Songs wie – “Du entschuldige I kenn di” von Peter Cornelius, oder Fendrichs “Strada del Sole”, oder die Ambros Hymne “Für immer jung”, waren mir völlig geläufig, und so kam es wie es kommen musste!
Erste Liebe – und Ö3
Meine erste große Liebe wurde ein Wiener. Ausgerechnet. Mein Vater war mehr als unglücklich darüber. Verzweifelt versuchte er mich von nun an, hier von meinem “Floridsdorfer” (Stadtteil in Wien) abzuschirmen wo es nur ging. Sogar den Urlaub verlegte man einige Jahre weg von Österreich, um die anhaltende Schwärmerei endgültig zu beenden.
Der Briefverkehr riss aber nie ab. Und bei großer Sehnsucht und Liebeskummer drehte ich nun meinen eigenen kleinen, roten Radio im Zimmer auf und horchte in das ferne Wien hinein, über Ö3.
Tja Leute – wo die Liebe hinfällt, wächst kein Gras mehr. Die Bemühungen meines Elternhauses waren vergeblich.
Eine Deutsche in Wien
1989 wanderte ich, fest entschlossen, mit Sack und Pack aus – nach Ö3 Land – sprich Österreich.
Recht flott wurde geheiratet – recht flott wieder geschieden. Oft hast an Pech… wie der Wiener sagt.
Österreich war für mich aber nun bereits neue Heimat geworden, und ich dachte nie einen Augenblick an die Rückkehr nach Deutschland.
Ich habe hier geliebt, geweint, gelacht, gehasst und immer wieder gehofft. War ich glücklich, spielte Ö3 Queen “We are the champions” , war ich todtraurig, fand sich der passende Tröster-Song auf Ö3. War ich verliebt, so schwärmte Ö3 mit seinen Songs, mit mir mit.
50 Jahre Ö3 und immer noch mein Lieblingssender
Die Sendungen von Ö3 begleiten mich noch immer. Der Ö3 Wecker macht mich munter, die Ö3 Charts halten mich in Form und am Sonntag, bei Solid Gold, erinnere ich mich gerne an diese wunderschönen, vergangenen Jahre.
Darum freut es mich, mit Ö3 gemeinsam heuer fünfzig zu werden. Wir sind sozusagen zusammengewachsen.
Natürlich war ich in den vergangenen Tagen, in denen Ö3 die Hits Deines Lebens spielte, dabei.
Ein einziges Lied meines Lebens gibt es nicht. Es sind schon mehrere. Für jede Dekade vielleicht eines. Aber als Rainhard Fendrich, mit “I am from Austria” den Platz eins machte, summte ich leise mit. Ich bin nicht “from Austria” – aber ich fühle mich so.
Auf die nächsten 50 Jahre. Alles Gute Ö3.
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Hier geht es zu Hit Deines Lebens: https://oe3dabei.orf.at/songdeineslebens/
Spotify Playlist Hit deines Lebens
Was ne lustige Geschichte! Endlich weiß ich wie du nach Ö gekommen bist! Auch fünfzig weitere Jahre in Ö mit Ö3!
Danke 🙂 Mich bringt man hier nicht mehr so schnell weg. Maximal nach Kenia. Aber das ist eine andere Geschichte.