Ende Oktober bin ich für einige Tage nach Costa Rica gereist. Zu einem Zeitpunkt, als die zweite Corona Welle Deutschland mit aller Macht erreicht hat. An meinem Abflugtag hatten wir in Deutschland doppelt so viele tägliche Infektionen wie am Höhepunkt der ersten Welle. Zu Recht fragen sich jetzt sicherlich viele von euch, warum, ich zu so einem Zeitpunkt eine solche Reise auf mich nehme. Nun, die Erklärung ist ganz einfach: ich arbeite bei einem Reiseveranstalter für Südamerika. Solche Reisen gehören zu meinem Job.

Durch meine Kollegen in Costa Rica und die Fachpresse wusste ich zudem sehr genau, was mich erwartet: ein bestens vorbereitetes Urlaubsland. Doch nichts ist bei der Kundenberatung wertvoller, als eigene Erfahrungen und eigene Erlebnisse. Da ich 2018 das letzte Mal in Costa Rica war, kann ich einen guten Vergleich zwischen früher und „new normal“ ziehen.
Vorab: Infos zur Einreise nach Costa Rica
Costa Rica hat seit dem 01. August begonnen die Grenzen schrittweise zu öffnen. Zuerst wurden Urlauber aus dem Schengenraum begrüßt, seit November sind die Grenzen für die ganze Welt offen. Zur Einreise benötigt man nur eine Versicherung die COVID-Erkrankungen und auch eine mögliche Quarantäne im Land abdeckt. Lokale Versicherungen bieten diese Police für ca. 12,90 USD pro Tag an. Zusätzlich muss man maximal 48 Stunden vor Einreise ein digitales Gesundheitszertifikat ausfüllen und den anschließend erhaltenen QR-Code mitführen. Bei meiner Einreise nach Costa Rica wurden beide Dokumente geprüft.
Hinreise nach Costa Rica – der Flughafen




Ich bin mit KLM über Amsterdam nach Costa Rica geflogen. Bereits bei Ankunft am Flughafen Frankfurt war alles anders als gewohnt. Ab der Eingangstür musste ich durchgehend Maske tragen – bis zum Hotelzimmer in San José. Der sonst quirlige Flughafen war nahezu menschenleer. Das Terminal 2 ist aktuell sogar komplett geschlossen.




Doch was sich erst komisch anfühlte, hatte auch Vorteile: Weder beim Check-In noch an der Sicherheitskontrolle gab es Schlangen. Die Toiletten waren blitzsauber. Am Gate war jeder zweite Sitz gesperrt, wodurch ich mich besser ausbreiten und in Ruhe etwas arbeiten konnte. Bisher war das Reiseerlebnis für mich tatsächlich angenehmer als vor Corona.
Hinreise nach Costa Rica – der Flug
Der Flug mit KLM war dann wieder fast wie früher. Kurz vom Boarding gab es per Durchsage noch den Hinweis bitte auf 1,5 Meter Abstand zu achten. Das Boarding selbst erfolgte dann reihenweise von hinten nach vorne und dauerte etwas länger als gewohnt.
Die KLM-Crew im Flieger war genauso freundlich wie immer und auch beim Service habe ich keine Unterschiede bemerkt. Es gab auf der Langstrecke die gewohnten zwei Mahlzeiten, zwischendurch konnte ich mir in der Küche jederzeit Snacks und Getränke holen.




Sowohl im Flugzeug, als auch im Flughafen, muss durchgehend Maske getragen werden. Zu den Mahlzeiten darf sie natürlich kurz abgenommen werden. Vor der Reise habe ich mir natürlich viele Gedanken gemacht, wie unangenehm das wohl würde. Nach der Reise ist tatsächlich nur ein positiver Aspekt im Kopf geblieben: die Atemwege trocknen durch die Maske wesentlich weniger aus. Fliegen ist mit Maske tatsächlich angenehmer als ohne Maske.
Endlich in Costa Rica angekommen




Angekommen in Costa Rica wurde ich das erste Mal so richtig überrascht. Ich wusste, das Früherkennung in Form von Temperaturmessungen, einen hohen Stellenwert hat. Das in den ersten Stunden im Land meine Temperatur öfter gemessen wurde als in den letzten Jahren zusammen, hatte ich nicht erwartet:




- direkt nachdem ich den Flieger verlassen hatte per Kamera
- vor der Passkontrolle per IR-Thermometer
- vorm Verlassen vom Flughafen per IR-Thermometer
- vorm Reisebus per IR-Thermometer
- im Hotel per IR-Thermometer
Mir hat diese permanente Kontrolle eine wahnsinnige Sicherheit gegeben. Ich war laufend im Bilde, das ich und alle um mich herum kein Fieber hatten.




Zusätzlich stehen in Costa Rica überall dort Waschbecken, wo sich Menschen begegnen, die sich normalerweise nicht begegnen würden:
- am Flughafen
- vorm Hotel
- vorm Supermarkt
- vor Nationalparks
- etc.
Sowohl die Nutzung der Waschbecken, wie auch die zusätzliche Desinfektion mit Alkohol und die Temperaturüberwachung erfolgen völlig lückenlos. Das Angebot ist nicht freiwillig, wie die Spender in deutschen Supermärkten, sondern Pflicht. Auch das hat mir eine unglaubliche Sicherheit gegeben.
Unterwegs in Costa Rica




Auf meiner kleinen Rundreise durch Costa Rica habe ich an jeder Ecke gemerkt, wie sehr das Land von Corona gebeutelt ist und gleichzeitig auch wie sehr sich die Ticos (so nennen sich die Costa Ricaner selbst) auf neue Touristen freuen. Jeder hält sich vorbildlich an alle regeln, denn nur so kommt der Tourismus wieder ins rollen und kann die knapp 30% Arbeitslosenquote reduzieren.
Wobei Social-Distancing auch auf meiner Reise in 2018 in Costa Rica schon an der Tagesordnung war. In diesem kleinen, grünen Land hält man sich fast durchgehend in nahezu leeren Nationalparks auf. Es kommt nicht selten vor, das man unterwegs mehr exotische Tiere trifft, als andere Touristen.
Doch einige Dinge sind mir dieses Jahr trotzdem ganz besonders aufgefallen
Die Leere der letzten Monate




Viele Hotels in Costa Rica haben ein Gästebuch ausliegen. Eine Tradition, die in Deutschland kaum verbreitet ist. In vielen dieser Gästebücher waren die letzten Einträge aus dem März diesen Jahres. Ich war also noch 7,5 Monaten der erste Gast.




Das lässt sich auch in zahlen Messen. Der bekannte Hängebrücken Park „Mistico“ am Vulkan Arenal hat normalerweise ca. 1200 Besucher am Tag, der großteil sind Touristen aus dem Ausland. Aktuell kommen ca. 300 Besucher am Tag – fast ausschließlich Ticos.
Die Begeisterung und Herzlichkeit Touristen gegenüber
In La Fortuna, ebenfalls am Vulkan Arenal gelegen, bekam ein kleiner Souvenirhändler ganz große Augen, als er unseren Bus gesehen hat. Wir konnten ihm bestätigen, das der Tourismus nun langsam wieder anrollt. Ganz langsam.




In jedem Restaurant und in jedem Hotel war es ähnlich. Alle Mitarbeiter, vom Gärtner bis zum Manager, haben uns freudestrahlend und mit riesiger Freundlichkeit empfangen. „Pura Vida“ wie die Ticos sagen.
Zurück in Deutschland – der einzige Haken




Durch die gut durchdachten Hygieneprotokolle, die permanent frische Luft und das vorbildliche Verhalten der Ticos (hier kann Deutschland richtig etwas lernen), habe ich mich unterwegs kein einziges Mal unsicher gefühlt. Die Infektionszahlen bestätigen das.
Der einzige Haken an einer Reise nach Costa Rica sind für mich aktuell die Quarantäneregeln für Reiserückkehrer. Wer aus einem Risikogebiet kommt (aktuell fast die ganze Welt) muss sich nach Einreise unmittelbar für 10 Tage in Quarantäne begeben. Nach dem 5ten Tag kann diese Quarantäne mit einem negativen Test beendet werden.
Wenn ihr also nicht im Homeoffice arbeiten könnt, dann müsst ihr mit einer zusätzlichen Woche Urlaub kalkulieren.
Über den Autor:
Ich bin Ole und absoluter Reise- und Südamerika-Fan. Meinen Lebensunterhalt verdiene ich bei einem Reiseveranstalter für Südamerika, meinen Reiseblog https://www.reiserei.com betriebe ich als Hobby nebenher. Ihr habt Fragen? Meldet euch gerne mit einem Kommentar unter diesem Beitrag. Ich beantworte gerne alle Fragen.
Die anschließende Quarantäne ist es leider, die uns im November vom Urlaub abgehalten hat. Wir könnten zwar von zu Hause arbeiten, aber tagelang nicht mal in die Waschlüche im Keller fürfen wäre wirklich eine echte Qual für mich. Ich brauche einfach regelmäßig Ausgang. Aber so wie es hier lese ist der Gang in den deutschen Supermarkt fast gefährlicher als der Urlaub an sich. Verkehrte Welt, es wird Zeit, dass sich das endlich wieder gibt!
So wie du es beschreibst, hätte ich mich in dem Land auch sehr sicher gefühlt. Überall Temperaturmessungen, überall Waschmöglichkeiten, so haben wir das nicht mal hier in Deutschland. Da desinfiziert man in einem Supermarkt sich selbst und den Wagen, im nächsten gar nix. In Costa Rica war ich noch nie, aber ich wünsche dem Land, dass Corona bald ein Ende hat und es wieder viele Touristen beherbergen kann!
Liebe Grüße
Jana
Es war sehr interessant das zu lesen vor allem wie das in anderen Ländern aktuell läuft. Es muss dort auch Traumhaft sein mit der Landschaft. Gut, das mit den Waschbecken, muss es, hier auch geben. komme gerne wieder bei dir lesen.
Liebe Grüße
Julia
Lieber Ole, liebe Marion,
Ich finde es toll, zu Corona-Zeiten solche Texte zu lesen. Mich nervt schon lange, dass Reisende während der Pandemie generell unter den Verdacht gestellt werden, Virenschleuder und Super-Spreader zu sein – dabei zeigt das Beispiel hier ja sehr deutlich, wie gut vorbereitet Costa Rica ist und wie hoch die Sicherheitsmaßnahmen sind.
Ich war vor der Pandemie in Costa Rica, ungefähr zur gleichen Zeit (November) und es war fantastisch. Wenn ich nun lese und die Bilder sehe, wie leer die Hotels sind und wie einsam es ist, tut mir das im Herzen weh. Viele Ticos sind ja doch auf den Tourismus angewiesen.
Liebe Grüße von Miriam von Nordkap nach Südkap
Costa Rica ist ganz oben auf meiner „Unbedingt noch hinreisen!“ Liste, weil ich schon so viel tolles darüber gelesen und gehört habe. Freunde von mir haben auch mehrere Jahre dort gelebt. Leider habe ich es bisher nicht geschafft. Ein klasse Bericht, da kriege ich direkt wieder Fernweh… 🙂
Viele Grüße,
Katharina (von https://www.windelnundworkouts.de)
Dass Fliegen mit Maske angenehmer sein könnte, war mir neu und macht mir Mut. Ich fliege sowieso eher ungern, und das Maske tragen schreckte mich bisher zusätzlich ab. Ich befürchte, dass es noch lange Pflicht bleibt. Auch wenn Reisen wieder leichter geht. Deine Erfahrung ist da echt ein Trost. Und Costa Rica? Ein spannendes Land, in das auch ich gerne mal reisen möchte.
LG Renate von Trippics